Langsame Annäherung an eine neue Rolle: ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat wird beim Weltkongress für Psychotherapie im Juli in Wien einen Vortrag halten: über die psychische Belastung von Politikern. Wie berichtet, trifft Rauch-Kallat ja bereits Vorbereitungen für "ein Leben danach": Sie will Psychotherapeutin werden. Da könnte ihr nur noch ein anderer Job dazwischenkommen - jener der Chefin der ÖVP-Wien. Am 14. Juni soll das Geheimnis gelüftet werden, wer Bernhard Görg nachfolgen wird. Es wird jemand aus der Bundespolitik sein, so viel steht schon fest.

Präziser sind die Vorstellungen der ÖVP bei ihrem künftigen Kandidaten für die Bundespräsidentschaftswahl, die es allerdings erst im Jahr 2004 zu schlagen gilt. Auch wenn dies in keinem Parteigremium offiziell ein Thema ist, gilt Außenministerin Benita Ferrero-Waldner nach wie vor als Favoritin für die Klestil-Nachfolge. Ihre Umfragewerte sind trotz einiger politischer Missgeschicke stabil. Dass der zuletzt häufig genannte niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll tatsächlich Lust verspüren sollte, in die Hofburg einzuziehen, wird hingegen stark bezweifelt.

In der SPÖ will man sich mit der Eroberung der Hofburg offiziell gar nicht befassen. So werden intern Namen ins Spiel gebracht, wobei dahinter nicht immer die lautersten Absichten versteckt scheinen. Wiens Bürgermeister Michael Häupl kann gar nicht kräftig genug abwinken, die ehemalige Europastaatssekretärin Brigitte Ederer, jetzt bei Siemens, reagiert auf Anfrage eher erschrocken: "San S' narrisch?" Allerdings wird Ederer so wie Caspar Einem immer lauter als "Führungsreserve" für den Fall einer Rückkehr der SPÖ an die Regierung genannt. Unbeeinsprucht bleibt in der SPÖ die Variante, Nationalratspräsident Heinz Fischer die Möglichkeit zu geben, das "Nationalrats" im Titel durch "Bundes" zu ersetzen. (mon, kob/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 10. 4.2002)