Mozart dürfte verwirrt sein. Die übereilte Verlängerung des Vertrages von Staatsoperndirektor Ioan Holender hat ihn wohl tief gerührt, weil sie mit den pressierenden Vorbereitungen für 2006 begründet wurde, wenn man Mozarts 250. Geburtstag feiert. Nun aber muss er erkennen, dass dieses Die-Zeit-drängt-Argument bei Volksopernchef Dominique Mentha nicht gilt. Der wird nicht verlängert, wenngleich auch die Volksoper ums Amadeus-Jahr nicht herumkommen wird. Nachfolger? Jetzt Ausschreibung. Entscheidung bis Jahresende. Keine Mozart-Panik. Wie das? Nachdem mit Holender und Klaus Bachler zwei Intendanten mit weiteren Amtsjahren versorgt wurden, die in der SPÖ-Zeit berufen wurden, wäre es wohl zu viel gewesen, mit Mentha, der dritten SPÖ-Erfindung, die Personalpolitik der Vorgänger in einem Verlängerungs-Hattrick zu bestätigen. Die Versuchung war groß, "Gestaltungswillen" zu demonstrieren, wobei es Mentha Morak leicht machte. Als einem Freund der Moderne wehte ihm sofort ein rauer Wind entgegen. Er übernahm zudem ein Haus mir Strukturproblemen in der heiklen Phase der Ausgliederung - und auch etwaige öffentliche "Sympathieetüden" für den Kunststaatssekretär sind nicht aktenkundig. Auch erwies er sich nicht als Inhaber eines glücklichen Händchens: Um Erfolge im Tanzbereich gruppierte er gute Produktionen, aber auch Auslastungsflops, ästhetisch unentschlossenes Mittelmaß und ein dürftiges Alltagsniveau. Zuletzt verlor er auch den Musikchef. Mittlerweile ist jedoch auch auslastungsmäßig eine Konsolidierung zu spüren, die vom Scheitern des Volksopern-Konzeptes, mit dem der Entschluss nun begründet wird, weit entfernt ist. Und die Entscheidung Moraks in diesen Tagen nach Konservativismus und Parteinarzissmus riechen lässt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 4. 2002)