International
US-Anwältin wegen Beihilfe zum Terrorismus angeklagt
Juristin soll inhaftierten Islamisten-Führer unterstützt haben
Washington - Die amerikanische Anwältin des in den USA
inhaftierten Islamisten-Führers Scheich Omar Abderrahman ist am
Dienstag wegen Beihilfe zum Terrorismus angeklagt worden. Nach
Angaben von Justizminister John Ashcroft soll Lynne Stewart dem 1996
wegen Terror-Verschwörung zu lebenslanger Haft verurteilten
ägyptischen Scheich geholfen haben, in engem Kontakt mit seiner
Terror-Organisation Gamaa al-Islamiya zu bleiben. Ashcroft zufolge
wurden mit Stewart drei weitere Personen angeklagt, darunter ein
arabischer Übersetzer. Abderrahman war in dem spektakulären Terror-Prozess Mitte der
neunziger Jahre wegen Teilnahme an einem Mordkomplott gegen den
ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak und wegen geplanter Anschläge
auf bekannte Gebäude in New York schuldig gesprochen worden. Er gilt
auch als Drahtzieher des Anschlags auf das World Trade Center von
1993.
Wie Ashcroft vor Journalisten mitteilte, leitete die Anwältin dem
blinden Scheich bei Gefängnis-Besuchen oder per Telefon Informationen
über die Aktivitäten der Organisation zu und nahm umgekehrt
Botschaften von Abderrahman in Empfang. In manchen Fällen habe sie
bei Haft-Visiten besonders laut gesprochen, um geflüsterte
Kommunikation zwischen dem Scheich und dem Übersetzer zu übertönen.
Das alles habe es dem blinden Scheich aus der Gefängniszelle heraus
ermöglicht, weiter Terrorzellen zu beeinflussen und zu unterstützen,
sagte Ashcroft.
Dem Minister zufolge kamen die Behörden der Anwältin unter anderem
durch das Abhören von Telefongesprächen mit ihrem Klienten auf die
Schliche. Derartige "Lauschangriffe" sind nach neuen amerikanischen
Anti-Terror-Gesetzen erlaubt, wenn es einen begründeten Verdacht von
terroristischer Zusammenarbeit zwischen Verteidiger und Mandant gibt.(APA/dpa)