Etat
Deutscher Korrespondent in China festgenommen
Bei Arbeiterprotesten von Zivilbeamten verhaftet
Der Peking-Korrespondent der deutschen
Wochenzeitung "Die Zeit", Georg Blume, ist am Mittwoch bei
Arbeiterprotesten in Nordostchina festgenommen worden. An einem Platz
in der Industriestadt Daqing in der Provinz Heilongjiang, wo seit Anfang März fast täglich demonstriert wird,
hätten ihn Zivilpolizisten noch in seinem Taxi in Gewahrsam genommen,
berichtete Blume telefonisch aus Daqing. Er sei nach drei Stunden
wieder auf freien Fuß gesetzt, aber angewiesen worden, umgehend die
Stadt zu verlassen. Derzeit stattet Chinas Staats- und Parteichef
Jiang Zemin Deutschland einen Staatsbesuch ab.Die Zivilbeamten hätten sich nicht ausgewiesen, ihn dann aber
uniformierten Polizisten übergeben, die ihn verhört hätten, sagte
Blume. Ihm sei vorgeworfen worden, ohne Genehmigung zur
Berichterstattung nach Daqing gekommen zu sein. Nach Unterzeichnung
einer schriftlichen Erklärung, dass er keine Erlaubnis des
zuständigen Außenamtes gehabt habe, sei er freigelassen worden.
Blume, der auch für die Tageszeitung "taz" arbeitet, reiste
anschließend nach Peking zurück.
Seit fünf Wochen protestieren in Daqing, wo das größte Ölfeld
Chinas liegt, Tausende von entlassenen Ölarbeitern gegen
unzureichende Trennungsentschädigungen und aus ihrer Sicht ungerechte
Pensionsregelungen. Ähnliche Massenproteste gab es auch in Liaoyang
(Provinz Liaoning), wo Arbeiter zum Teil seit zwei Jahren auf ihre
Bezüge warten. Arbeiterproteste wurden am Wochenende auch aus
Dongguan und Guizhou in Südchina gemeldet. (APA/dpa)