Washington - Die häufigen Finanzkrisen Lateinamerikas
sind nach einer Studie des Weltwährungsfonds (IWF) größtenteils auf
mangelnde Ausgabendisziplin und schwache Steuersysteme
zurückzuführen. Ergebnis seien hohe Auslandsverschuldung, niedrige
Exporte und eine unzuverlässige Steuerpolitik, drei Merkmale, die der
IWF nach einer Analyse der Volkswirtschafen Lateinamerikas als
Ursache der Finanzkrisen ausgemacht hat.
Diese Ergebnisse werden im diesjährigen IWF-Weltwirtschaftsbericht
vorgestellt. Der Bericht wird in der kommenden Woche vor der
Frühjahrstagung von IWF und Weltbank veröffentlicht. Einzelne Kapitel
gab der IWF am Dienstag (Ortszeit) in Washington bereits frei.
Staatseinkommen über Zölle hereinholen
Wegen des niedrigen Steueraufkommens sähen sich viele
lateinamerikanische Regierungen gezwungen, Staatseinkommen über Zölle
hereinzuholen, schreibt der IWF. Dies wecke keinen Anreiz zum Export.
Insofern seien viele Länder zu wenig in den weltweiten Handel
eingebunden. Niedrige Staatseinnahmen und mangelnde Ausgabendisziplin
bergen nach der Analyse des IWF ein hohes Inflationsrisiko, was die
Entwicklung von gesunden Finanzmärkten behindere.
Weil die meisten Länder der Region noch unterentwickelt seien, sei
die Sparrate gering und zwinge Regierungen zur Schuldenaufnahme im
Ausland und damit in ausländischen Währungen. Dies führe allzu oft zu
einem krassen Missverhältnis von Schulden in Fremdwährung und
Staatsvermögen. Deshalb stürzten Abwertungen die Regierungen
unversehens in die Krise, zumal sie in der Regel nicht genügend
Rücklagen hätten.
Der IWF hält Steuerreformen und die Stärkung der
Staatsinstitutionen für dringend erforderlich. "Viele Länder der
Region haben in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht, etwa
durch Stärkung der Steuergesetzgebung und durch flexiblere
Wechselkursmechanismen, deshalb dürfte die Situation sich in Zukunft
verbessern", schreibt der IWF. (APA/dpa)