Die italienische Medienholding Mediaset hat ihr angebliches Interesse für den deutschen Bezahlsender der KirchGruppe Premiere bestritten. In einer am Mittwoch veröffentlichten Presseaussendung dementierte die TV-Gesellschaft unter Kontrolle des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi einen Bericht der Tageszeitung "Financial Times Deutschland", wonach Mediaset an einem Rettungsplan für Premiere arbeite."Mediaset bestreitet jegliche Verwicklung in einen Plan, der Premiere betrifft", liest man in der Pressemitteilung, in der hervorgehoben wird, dass die Mailänder Gesellschaft keine direkte Beteiligungen an dem deutschen Pay TV hält. Mediaset hält insgesamt eine fünfprozentige Beteiligung an der KirchGruppe. Berlusconi befürchtet schwere Reaktionen Wegen seines Posten als Regierungschefs befürchtet Berlusconi schwere internationale Reaktionen, sollte er eine aktive Rolle im Neuaufbau des deutschen Konzerns übernehmen. Andererseits ist aber für Mediaset die Beteiligung an Kirch notwendig, um ihre internationale Position als starker Medienkonzern zu bewahren. Ministerpräsident Berlusconi hatte kürzlich einen direkten Einfluss auf den Kampf um die Zukunft der angeschlagenen KirchGruppe zurückgewiesen. Beobachter in Italien sind allerdings der Ansicht, dass sich der TV-Löwe keine Gelegenheit entgehen lassen wird, um sein in Deutschland investiertes Kapital zu retten und weiterhin einen Fuß auf dem deutschen Medienmarkt zu bewahren. Berlusconi würde in Deutschland "Medienpopulismus" fördern Silvio Berlusconi könnte den "Medienpopulismus" auch in Deutschland weiter fördern, sollte er die Mehrheit an den Kirch-Fernsehsendern wie SAT.1 und ProSieben übernehmen. "Der italienische Ministerpräsident und Medienunternehmer tritt als Person an die Fernsehzuschauer, die Wähler, heran und stellt über die Medien, vor allem über seine eigenen, ein vermeintlich direkte Beziehung mit den Menschen her", erläuterte die Kommunikationswissenschaftlerin Maria Lauber vom Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg in einem dpa-Gespräch. Berlusconi und der anglo-amerikanische Medienunternehmer Rupert Murdoch gelten gegenwärtig als Favoriten für die Übernahme der Kirch-Anteile an der ProSiebenSAT.1 Media AG. "Politik verkommt zum Spektakel" Bekäme er einen höheren Einfluss auf Kirch-Sender wie ProSieben oder SAT.1, könnte Berlusconi nach Einschätzung der Dozentin versuchen, in Deutschland und darüber hinaus europaweit mehr politisches Gewicht zu bekommen. Berlusconis Privatsender bieten nach Angaben der Wissenschaftlerin ein oberflächliches Programm, das von Unterhaltung, besonders von stundenlangen Spielshows, dominiert wird. Politik werde größtenteils in Talkshows abgehandelt, wobei Berlusconi stets in irgend einer Form präsent sei. "Politik verkommt zum Spektakel", bilanzierte die Wissenschaftlerin. Die Hauptnachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen italienischen Sender hätten sich den Vorgaben der privaten angepasst und brächten vermehrt unterhaltsame Themen, unter anderem zu Gesundheit, Wellness, Schönheit. "Das Fernsehen vereinheitlicht die Denkstrukturen, es ist schönfärberisch und das passt zu Berlusconis Botschaft", resümierte die Expertin. (APA/dpa)