Wien - Etwas Dynamik scheint nun wieder das heimische
Emissionsgeschäft zu erfassen, nachdem der letzte Börsengang in
Österreich bereits einige Monate zurück liegt. Eine "nachhaltige
Belebung des IPO-Markts" erwartet der Vorstand der Wiener Börse,
Stefan Zapotocky, für die nähere Zukunft. Den Zeitpunkt hält er -
zumindest in Österreich - für gut, es seien einige Transaktionen zu
erwarten. Eine mit höherem Volumen kündigte der Börsevorstand bei
einer Podiumsdiskussion am Dienstagabend schon für die "nächsten
Wochen" an.
"Zu dieser Zeit ist kein Börsengang machbar", erklärte hingegen
Gerhard Pail von dem in München ansässigen
Informationsmanagement-Unternehmen Hyperwave, ein Spin-off der Grazer
TU. Das Unternehmen musste seinen bereits laufenden Börsengang im
Frühjahr 2000 absagen. "Wir wollten international expandieren, sind
aber ein Opfer der Internet-Bubble geworden", so Pail. Just während
der Roadshow sei es zur ersten Internet-Pleite (boo.com) gekommen.
Venture Capital als Alternative zu IPO
Das Problem bei Emissionen seit dem Kippen der Stimmung an den
Börsen stellt der Abteilungsleiter Capital Markets der Erste Bank,
Martin Hinteregger, wie folgt dar: Der Unterschied zwischen dem zu
Grunde gelegten Unternehmenswert und dem, was die Investoren zu
zahlen bereit sind, sei zu groß. Wenn ein Börsengang nicht möglich
sei, bleibe aber Privatkapital eine Alternative. Denn Venture Capital
schaffe Vertrauen, sowohl bei der Bank als auch bei späteren
Investoren.
Dass ein Börsengang aber nicht für alle Unternehmen ein
"Allheilmittel" ist, weiß auch Börsevorstand Zapotocky. Ein IPO sei
nur dann sinnvoll, wenn auch die Bereitschaft dazu gegeben sei, ein
möglichst hohes Maß an Kapital an den Markt zu bringen. Als
Mindestmaß für einen Börsengang nannte er ein Volumen von 10 Mill.
Euro.
Summe ist "ungenügend"
Eine Summe, die der deutsche Venture Capitalist Rudolf P. Franz
als "sehr, sehr gering" bezeichnete. Diese Summe sei für
institutionelle Investoren zu wenig und - wie die Erfahrung gezeigt
habe - "absolut ungenügend". Das Emissionsvolumen sollte sich auf
mindestens 50 bis 60 Mill. Euro belaufen.
Franz würde allerdings zur Zeit von einem IPO abraten. Generell
stimme der Venture Capitalist einem IPO als Eigenkapitalgeber nur
dann zu, wenn er wisse, dass er in zwei Jahren noch aussteigen könne.
Denn sollte das Unternehmen die Ziele für ein, zwei Quartale nicht
erfüllen, breche der Kurs in sich zusammen. So gesehen sei der Neue
Markt in den letzten Jahren rückblickend eine "prima
Lehrveranstaltung" gewesen, hob Franz hervor.(APA)