Wien - Das Schweizer Familienbankhaus Julius Bär sieht vermehrte Abschottungstendenzen im EU-Finanz- und Steuersystem. Ein Beispiel dafür sei die Sicherungssteuer in Österreich auf ausländische Investmentfonds, die der europäische Gerichtshof "nicht schlucken" dürfe, sagte der Vizepräsident des Bankhauses, Raymond Bär. Bär hat mit der Lancierung zweier Fonds nach österreichischem Recht reagiert - und umgeht die Sicherungssteuer.

Bär hat insgesamt einen Anteil von einem Prozent am heimischen Fondsmarkt. Nach 1,6 Mrd. Euro im Jahr 2000 hat Bär im Vorjahr 1,3 Mrd. Euro verwaltet, sagte Raymond Bär in Wien. Insgesamt verwaltet die Bank ein Volumen von 27 Mrd. Schweizer Franken, 18,41 Mrd. Euro, nach 31 Mrd. Franken im Jahr zuvor.

Im Vorjahr habe sich nach sechsjährigem Trend nach oben ein Bruch gezeigt. Die Eigenkapitalrendite (return on equity: ROE) hat sich fast halbiert auf 15,3 Prozent. Da hat Bär die Affäre um den Fondmanager Kurt Ochner gespürt, der nach hohen Verlusten gehen musste, sowie Abschreibungen im Internetbereich. Man sei aber im Schnitt mit anderen Banken gelegen, meinte Bär. Der ROE habe sich von einem "astronomisch hohen Niveau" halbiert. In Zukunft strebt Bär nachhaltig 20 Prozent ROE an. (este, Der Standard, Printausgabe, 11.04.2002)