Wien - Der Handelsverband, Interessenvertretung von mehr als 300 Unternehmen mit rund 150.000 Beschäftigten, erneuert seine Forderung nach einer Harmonisierung der Steuersysteme in der EU. Besonderer Dorn im Auge sind dem neu gewählten Verbandspräsidenten Ferdinand Brenninkmeijer, Österreich-Chef der Textilkette C & A, die unterschiedlich hohe Mehrwertsteuer sowie die "intransparenten Unternehmenssteuersätze".

So falle beispielsweise beim Kauf von Kinderbekleidung in Großbritannien überhaupt keine Mehrwertsteuer an, während Konsumenten in Österreich 20 Prozent zahlen müssten. Noch gravierender seien die Unterschiede bei der Körperschaftssteuer, wo die Sätze um bis zu 30 Prozent auseinander klaffen würden. Dadurch werde die Standortwahl und damit die wirtschaftliche Expansion von Betrieben in erheblichem Maß eingeschränkt, kritisierte Brenninkmeijer. Die Bestrebungen der EU, eine konsolidierte Bemessungsgrundlage für die Körperschaftssteuer einzuführen, seien "ein Schritt in die richtige Richtung", man vermisse aber einen klaren Zeitplan.

Geteilte Meinungen bei Sonntagsöffnung

Der Verband forderte Österreichs Regierung auf, die versprochene Lohnnebenkostensenkung im Ausmaß von 1,1 Mrd. Euro rasch umzusetzen. Eine solche Senkung dürfe aber nicht auf eine bestimmte Betriebsgröße zugeschnitten sein, so Brenninkmeijer.

Bei der Frage der Sonntagsöffnung scheiden sich die Geister der Verbandsmitglieder: Nur 44 Prozent wollen derzeit ihre Geschäfte am Tag des Herrn offen halten. Wichtiger sei zunächst die Ausweitung der wöchentlichen Rahmenöffnungszeiten von 66 auf 72 Stunden. Die aktuelle Gesetzeslage führe zu teilweise skurrilen Situationen, sagte Verbandsvize und Baumax-Chef Martin Essl: "Wir müssen derzeit um 7 Uhr 36 aufsperren, um die 66 Stunden ausnützen zu können." (zwi, Der Standard, Printausgabe, 11.04.2002)