Foto: Hoanzl
Wien - Dass die Zeit Mitte der 90er-Jahre für heimische Live-Bands eine schwierige war, darüber sind sich beim Trio Exklusiv alle einig. Die Dance-und DJ-Kultur, erzählt Martin Zrost, habe im Jazz dazu geführt, dass Oktette zu Sextetten wurden, bevor sie zu Quartetten schrumpften, um noch irgendwo gebucht zu werden. Franz Reisecker, ehemals Gitarrist bei Mastalsky und zuletzt als Elektronikunternehmen Lichtenberg umtriebig: "Für Veranstalter war das gut, denn sie füllten mit einem DJ ihren Saal und mussten nicht für eine ganze Band die Kosten übernehmen." Selbst Mex Wolfsteiner, zu jener Zeit Drummer von Planet E, die mit ihrer Symbiose aus Live-Band und DJ die goldene Mitte treffen wollten, stimmt zu. Beim Jazz-Elektronik-Projekt Orchester 33 1/3 kreuzten sich die Wege der drei, und zusammen mit Richard Klammer gründete man das falsche Trio Exklusiv. Mex Wolfsteiner: "Die Grundidee war und ist, sich nicht um etablierte musikalischen Codes und Szenen zu kümmern. Denn egal ob elektronische Musik oder freie Improvisation, alles erscheint so unglaublich festgefahren. Aus dieser Sackgasse versuchen wir mit dem Trio auszubrechen. Darum klingt unsere CD auch wie eine musikalische Achterbahnfahrt." Ein Vergleich, der tatsächlich stimmt und trotz aller stilistischen Vielfalt das Gesamtwerk nicht ausfransen lässt. Richard Klammers Trompete weint auf mexikanisch oder beschwört das Cool-Jazz-Biest. Franz Reiseckers Gitarre gibt den Surflehrer und widmet sich der Melodieführung. Martin Zrost steuert Jazz-Charakeristika bei, und Wolfsteiner trommelt Sex aus seinem Krawumms. Wer dabei an die dahingegangenen britischen Red Snapper im 70er-Jahre-Agentenkino oder an Calexico in der Disco denkt, liegt nicht ganz falsch. Und mit Gringo , einem von Klammer interpretierten Blues-Bastard, schleift das Trio Exklusiv sogar Tom Waits auf den Tanzboden. Wie vermeidet man bei so vielen Einflüssen den Fusion-Eintopf? Zrost grinsend: "Man muss sich beherrschen. Ich tendiere jazzbedingt zum Solo, weil der fette Sound als Unterlage dafür bestens geeignet wäre. Aber sobald ich dieser Verführung nachgebe, werde ich sofort gemaßregelt." Diese Selbstkontrolle funktioniert. Auf CD (Vertrieb: Hoanzl) genauso wie live, wo die "zeitgenössische Unterhaltungscombo, aber mit Niveau" so richtig aufblüht und im Moment die besten Shows liefert, die man hierzulande für Geld zu sehen kriegt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 4. 2002)