Wien - War die jährliche Zahl der Neuerkrankungen an Brustkrebs in Österreich seit Mitte der 80er-Jahre mit durchschnittlich 33 konstant gewesen, stieg sie 1997 plötzlich auf 50 - bei Männern. Im Jahr darauf erkrankten 46 Männer an Brustkrebs, bis heute hat sich die Zahl auf durchschnittlich 38 eingependelt. Die Anzahl der jährlich an Brustkrebs sterbenden Männern ist nach aktuellen Daten der Statistik Austria mit fünf Todesfällen konstant.Brustkrebs ist zwar der häufigste Tumor bei Frauen (siehe Grafik), doch zeigen jüngste Daten international einen Anstieg der männlichen Brustkrebsfälle. Rund fünf Prozent aller weltweit neuen Tumoren der Brust betreffen heute Männer. Vor 20 Jahren lag die Quote noch bei zwei Prozent. Interessant sind dabei geografische Abweichungen. In Ägypten etwa treffen acht Prozent aller Mammakarzinome Männer, in Sambia sogar 15 Prozent. Mögliche Ursache: ein gestörter Hormonhaushalt, bedingt durch eine in Afrika weit verbreitete bakterielle Lebererkrankung. Das Mammakarzinom des Mannes unterscheidet sich morphologisch und biologisch nicht von dem der Frau. Ein wichtiger Faktor stellt laut US-Studien das Östrogen dar. Bei Männern kann sich Östrogen im Fettgewebe aus Testosteron entwickeln. Vernünftige Lebens- und Ernährungsmethoden, die den Hormonhaushalt beeinflussen, können daher sowohl bei Männern als auch bei Frauen das Brustkrebsrisiko senken. Laut einer dänischen Studie weisen auch Männer, die häufig mit Benzin oder dessen Verbrennungsprodukten in Kontakt kommen, ein bis zu vierfach höheres Brustkrebsrisiko auf. Geräte zur Mammografie eignen sich bei Männern nicht. Regelmäßiges Abtasten der Brüste ist die einzige Vorsorgeuntersuchung. Die Erkrankung trifft Männer meist ab dem 65. Lebensjahr, der jüngste bekannte Patient bisher war fünf. Größtes Problem: Die wenigsten Männer und deren Ärzte denken bei Beschwerden an Brustkrebs, daher wird ein solcher meist sehr oder zu spät erkannt. (fei, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.4.2002)