New York - Die im Kaprunfall zuständige US-Richterin Shira Scheindlin hat bei der amerikanischen Armee Beweismaterial angefordert, das nach Meinung des Opferanwalts Ed Fagan die Zuständigkeit New Yorks als Gerichtsstand einen großen Schritt näher bringt. Bei der Tragödie im November 2000 kamen 155 Menschen ums Leben, darunter acht US-BürgerInnen. Amerikanische Militärangehörige hatten am Tage der Katastrophe und in den darauf folgenden Wochen Fotoaufnahmen gemacht, ZeugInnen vernommen und Erklärungen abgegeben. Kein Wort dieser Beweismittel tauchten in den österreichischen Gerichtsdokumenten auf, sagte Fagan. Er habe von den Dokumenten gewusst, doch die Armee habe ihre Veröffentlichung ohne Gerichtsbefehl verweigert, so der Anwalt weiter. "Zurückgehaltene Informationen "Die Zulassung der Dokumente ist ein großer Sieg für uns", sagte Fagan. Er behauptet seit Wochen, dass Österreichs Justiz Informationen zurückhält und zweifelt an der der Qualifizierung österreichischer Sachverständigen in dieser Frage. Sollte die Richterin zu dem Schluss kommen, dass Beweismittel unterschlagen wurden, wie Fagan behauptet, könnte sie Sanktionen gegen die Beklagten verhängen. Kaprun-Prozess in New York Dass mindestens ein Kaprun-Prozess in New York stattfindet, steht inzwischen fest. Unlängst haben sich nämlich der amerikanische Leuchtmittelhersteller Omniglow und die Opfervertreter auf dem hiesigen Gerichtsstand geeinigt und die Richterin hat Grünes Licht dazu erteilt. Die von Omniglow hergestellten Leuchtstäbe haben der Beschwerde zufolge mit zu der um sich greifenden Feuersbrunst beigetragen. 180 dieser Produkte seien nahe des Brandausbruchs an einem exponierten Ort gelagert gewesen und danach explodiert. Zur Debatte stehe jetzt, wie viele der österreichischen und deutschen im Kaprun-Fall verwickelten Unternehmen mit US-Geschäftstätigkeiten das New Yorker Gericht in Anspruch nehmen. Zu den Beklagten gehören unter anderen die Gletscherbahnen Kaprun AG (GBK), die Wasserkraft-Tochter des Verbund-Konzerns, Austrian Hydro Power (AHP), Waagner-Biro, Siemens und Bosch. Nach Fagans Angaben liefern die amerikanischen Militärdokumente neue Informationen über die Ursache des Brandausbruchs und die Art und Weise, wie die Opfer den Tod gefunden haben. (APA)