Tim-Vorstandsvorsitzender Marco De Benedetti bestätigte am Mittwoch erstmals, dass er seine lukrative 25-Prozent-Beteiligung an Österreichs Handy-marktführer Mobilkom Austria an die A1-Mutter verkaufen wird (DER STANDARD berichtete).Sowohl die Käuferin Telekom Austria (TA) als auch deren Hauptaktionär ÖIAG enthielten sich dazu jeder Aussage. Aus Unternehmenskreisen verlautete, dass der Kaufvertrag so gut wie fertig sei, allein beim Preis spieße es sich. Laut gut informierten Kreisen müssen die Italiener einen "strategischen" Abschlag hinnehmen und bekommen weniger als die erhoffte eine Milliarde Euro, aber mehr als die kolportierten 700 Millionen. Segen des Aufsichtsrats fehlt noch Da Käufer und Verkäufer das Verkaufsobjekt "wie ihre Westentasche kennen", sei eine Due Diligence, also eine Prüfung auf Herz und Nieren, bei der Mobilkom nur mehr "eine Formsache". Ausständig seien "nur" mehr der Segen des Aufsichtsrats sowie der Beschluss in der TA-Hauptversammlung am 12. Juni. Damit ist so gut wie fix, dass die Italiener bei A1 früher den Hörer auflegen als bei deren Mutter Telekom Austria, an der TI 29,8 hält. Denn dort spießt es sich nicht nur am Preis, sondern vor allem an den strategischen Plänen der ÖIAG, die weitgehend im Nebel liegen. Als unverhoffter strategischer Richtungsschwenk wird indes die Ankündigung des Tim-Chefs gewertet, er sei am Einstieg in den deutschen Markt interessiert. Der europäische Mobilfunkmarkt mit 72 Anbietern werde sich weiter konsolidieren, so auch Deutschland, sagte De Benedetti. Man warte nur auf eine günstige Gelegenheit und habe E-Plus, Quam, Mobilcom oder Viag Interkom im Visier. Das deutsche Abenteuer Ein deutsches Abenteuer steht jedoch in krassem Widerspruch zum Kurs von TI-Konzernchef Marco Tronchetti Provera, wonach sich Tim nur auf Italien und Südamerika konzentrieren und höchstens einige Beteiligungen in Südeuropa behalten soll. Angesichts dieser Pläne scheint der Ausstieg bei A1 unlogisch, ist diese - über die A1-Beteiligungen in Slowenien und Kroatien doch die Verbindung zu Griechenland und - bei einem Deutschland-Engagement - der Lückenschluss nach Norden. Allerdings: Tim hat es nie geschafft, bei A1 die Mehrheit zu übernehmen und zieht nun offenbar die Konsequenzen. Bruch mit Pirelli Finanzkreise in Mailand sehen in den Expansionsplänen nach Deutschland wenig Sinn, werten diese aber als Zeichen eines wachsenden Bruchs im TI-Management. De Benedetti gehört der "alten Garde" an und hat die Machtübernahme durch Pirelli und Benetton als einziger "überlebt". Seine Postition ist stark, er führt einen florierenden Konzern, dessen Dividendenzahlungen wesentlich zum Schuldenabbau der TI-Olivetti-Gruppe beitragen. TI kontrolliert 56 Prozent der Tim. Die Verschuldung der TI-Olivetti-Gruppe beträgt 37 Mrd. Euro, davon entfielen lediglich 1,5 Mrd. Euro auf Tim. (Thesy Kness-Bastaroli/ Luise Ungerboeck/ Der Standard Printausgabe vom 11.4.2002)