Nahost
Israel setzt weiter auf Offensive
Armee besetzt Dorf bei Ramallah, räumt jedoch im Gegenzug drei Orte - Sharon verbittet sich Druck der USA
Ramallah/Washington - Kurz vor der Ankunft von
US-Außenminister Colin Powell in Israel ist die Armee
palästinensischen Angaben zufolge erneut in Autonomiegebiet
eingerückt. In der Nacht zum Donnerstag drangen Truppen in die
Ortschaft Bir Zeit nördlich von Ramallah im Westjordanland vor, wie
palästinensische Sicherheitskräfte mitteilten. Zuvor hatte sich die
Armee laut dem Verteidigungsministerium aus drei Orten im
Westjordanland zurückgezogen. Der israelische Ministerpräsident Ariel
Sharon verbat sich am Mittwochabend Druck aus den USA. Diese
betonten, sie könnten Israel nicht zum Abzug zwingen und schlossen
Sanktionen aus. Den Angaben zufolge umzingelten Panzer die Stadt Bir Zeit, wo sich
eine der größten palästinensischen Universitäten befindet. Soldaten
hätten die Gebäude der Polizei und des Sicherheitsdienstes besetzt.
Zuvor hatte sich die israelische Armee aus den Orten Yatta und Samour
im südlichen Westjordanland sowie Kabatia im Norden zurückgezogen.
Sharon betonte, sein Land befinde sich in einem Krieg ums Überleben.
"Es sollte keinen Druck" von Seiten der USA geben, sich aus dem
Westjordanland zurückzuziehen, fügte er hinzu. Zuvor waren bei einem
neuen Selbstmordanschlag im nordisraelischen Haifa neun Menschen
getötet worden. In Jerusalem demonstrierten rund eintausend jüdische
Siedler vor dem US-Konsulat gegen die Forderung Washingtons nach
einem Rückzug aus den Autonomiegebieten.
Das Weiße Haus in Washington begrüßte den israelischen Teilabzug
als Fortsetzung des von Präsident George W. Bush geforderten
israelischen Rückzugs aus den Autonomiegebieten und nahm nun die
Palästinenser in die Pflicht, zur Entspannung der Lage beizutragen.
"Jetzt sind die palästinensische Autonomiebehörde und die arabischen
Nationen an der Reihe, die Forderungen des Präsidenten zu erfüllen",
betonte Präsidentensprecher Ari Fleischer. Alle Parteien im
Nahostkonflikt hätten Verpflichtungen. Wirtschaftliche Sanktionen
gegen Israel seien ausgeschlossen.(APA/AFP/dpa/AP)