Geschlechterpolitik
Argentinien verbietet die Pille danach
Heftige Proteste von feministischen und medizinischen Gruppen – "Falsches, nicht wissenschaftliches Urteil"
Der Oberste Gerichtshof in Argentinien hat Anfang März mit einem umstrittenen Urteil die Pille danach verboten. Die Begründung des Verbots warf hohe Wellen der Empörung in feministischen, sowie medizinischen Kreisen auf. Im Urteil heißt es, die Pille danach sei abortiv, verletze das in der Verfassung geschützte Recht auf Leben und sei daher zu verbieten. (In Argentinien sind Schwangerschaftsabbrüche allgemein verboten und selbst die Pille danach wurde erst 1998 zugelassen.) Mit Demonstrationen vor dem Obersten Gerichtshof wurde dem Urteil der Kampf angesagt.„Das Urteil ist nicht wissenschaftlich“, klagt Rechtsanwältin Leonor Vain, Vertreterin des nationalen Frauenrates sowie des Forums für reproduktive Rechte in der argentinischen Tageszeitung "La Nación". „Die Pille danach verhindert oder verzögert den Eisprung bevor es zur Befruchtung kommen kann, daher ist sie nicht abortiv und damit ist das Urteil falsch.“
Überprüfung des Urteils angekündigt
„Und sowas geschieht auch noch im Monat der Frauen“, erzürnt sich eine ehemalige Abgeordnete in „La Nación“. Frauengruppen empören sich über das „ideologische“ Urteil und rufen zum „Weiterkämpfen“ auf. Flugblätter fordern den Gerichtshof dazu auf, sich nicht in die Privatsphäre einzumischen: „Wir sind gegen die Kontrolle unserer Sexualität.“
Organisationen, die sich für die Rechte der Frauen einsetzen, kündigen an, die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (Comisión Interamericana de Derechos Humanos, CIDH) anzurufen um das Urteil überprüfen zu lassen.