Wirtschaft
Keine Dividende bei Conti
Semperit-Mutter durch Werkschließungen in die roten Zahlen gerutscht
Hannover - Tiefrote Zahlen und eine
Null-Dividende wie im Geschäftsjahr 2001 sollen beim deutschen
Reifenhersteller Continental (Conti), Mutter des Traiskirchener
Semperit-Reifenwerks, ein einmaliger Ausrutscher bleiben. "Die
einschneidende Restrukturierung wird sicher stellen, dass Continental
bereits in diesem Jahr auf einen erfolgreichen Kurs zurückfindet und
mit besser werdender Konjunktur die Früchte erntet", sagte
Vorstandschef Manfred Wennemer am Donnerstag bei Vorlage der Bilanz
in Hannover. Bei leichtem Umsatzanstieg und deutlich verbessertem
operativen Ergebnis werde wieder eine Dividendenzahlung möglich sein.
Eine genaue Prognose wollte Wennemer aber nicht abgegeben.Werkschließungen belasten
Die Restrukturierungskosten von 468 Mill. Euro vor allem für die
Schließung fünf ausländischer Reifenwerke treffen indirekt auch die
Aktionäre. Sie müssen wegen des dadurch verursachten Verlusts von
257,6 Mill. Euro auf eine Dividende verzichten. "Wir gehen davon aus,
dass es sich um eine einmalige Situation handelt", sagte Wennemer.
2000 hatte Conti bei einem Gewinn von 204,7 Mill. Euro noch eine
Rekorddividende von 51 Euro-Cent je Aktie gezahlt. Die Conti-Aktie
legte am Vormittag trotz Dividendenausfalls für 2001 um 1,5 Prozent
auf 17,25 Euro zu.
Für das Semperit-Reifenwerk im niederösterreichischen
Traiskirchen, das mit Ende Juli 2002 stillgelegt werden soll, hat
Conti im vergangenen Jahr 70 Mill. Euro abgeschrieben. Ein
Kaufangebot des Salzburger Industriellen Mirko Kovats hatte Conti
erst vor wenigen Tagen abgelehnt. Kovats hat nun ein neues Offert
gelegt. Wie berichtet will Conti dieses bis Montag prüfen.
Absage an weitere Übernahmen
Conti-Chef Wennemer betonte bei der Bilanzpressekonferenz, es
werde in diesem Jahr keine "nennenswerten wesentlichen weiteren
Sonderbelastungen" geben. Größeren Übernahmen erteilte Wennemer eine Absage und kritisierte
damit indirekt seinen Vorgänger Stephan Kessel, der im September 2001
über einen geplatzten milliardenschweren Verkauf der Tochter
ContiTech gestürzt war, um die Käufe der Zulieferer Teves und Temic
zu finanzieren.
Als Folge waren die Schulden auf jetzt netto 2,6 Mrd. Euro nach
zuvor rund 2 Mrd. Euro gestiegen. Angesichts der Zinszahlungen von
mehr als 180 Mill. Euro steht deshalb der Schuldenabbau bei Conti
ganz oben auf der Prioritätenliste. Dazu kann auch der Verkauf
eigener Aktien beitragen, die das Unternehmen "marktschonend"
platzieren will. Seit Jänner hat Conti bereits mehr als 2 Millionen
Aktien verkauft und hält jetzt noch 6 Millionen oder 4,7 Prozent.
Im vergangenen Jahr hatte der Konzern seinen Umsatz inklusive neu
erworbener Unternehmen um 11,1 Prozent auf 11,2 Mrd. Euro gesteigert.
Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA)
lag laut Wennemer auch ohne Einmalbelastungen um 15,6 Prozent unter
dem Vorjahr. Dazu habe vor allem ein Einbruch beim Reifengeschäft in
Nordamerika beigetragen. Die seit Jahren Sorgen machende US-Tochter
Continental Tire North America trug auch noch die Kosten einer
Werksschließung in Mexiko und verbuchte ein operatives Minus von
314,8 Mill. Euro. Der Umsatz ging um 1,1 Prozent auf gut 1,7 Mrd.
Euro zurück. (APA/dpa/Reuters/vwd)