Wien - Kinderpornoversand, NS-Wiederbetätigung, Wirtschaftsdelikte, Hackerattacken und Virenanschläge- in die stetig wachsende Internetgemeinde mischen sich auch immer mehr kriminelle User. Die Fahnder im Innenministerium verzeichneten im Vorjahr, verglichen mit 2000, einen 200-prozentigen Anstieg von Amtshandlungen. Dabei wurden 30 Hausdurchsuchungen durchgeführt, 101 PCs beschlagnahmt, 785 Datenträger forensisch gesichert.Grund genug für Innenminister Ernst Strasser, dem "weiter steil bergauf führenden Trend" ein neues Büro gegen IT-Verbrechen entgegenzusetzen. Die derzeit acht Cybercrime-Fahnder erhalten Verstärkung durch fünf weitere Spezialisten, kündigte Strasser am Donnerstag an. 2337 Hinweise auf verdächtige Internetangebote Rund drei Viertel aller bekannt gewordenen kriminellen Sendungen mit der Maus betrafen Kinderpornos. Rudolf Gross, Leiter der Meldestelle im Innenministerium (meldestelle@interpol.at), erhielt im Vorjahr 2337 Hinweise (2000: 1706) auf verdächtige Internetangebote. Davon waren 343 verwertbar, 85 davon hatten Österreichbezug. "Kranke Gehirne" Ein Fall führte zu mehreren Inländern, die über eine russische Webadresse Videos von Kindervergewaltigungen bezogen hatten. In den Filmen war auch die Tötung von Kindern zu sehen. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass die Mordszenen gestellt seien, so Gross. Was die finanzkräftigen Käufer aber nicht wissen konnten. "Kranke Gehirne", meint der Fahnder. Entsprechende Verfahren seien anhängig. Die Höchststrafe für Handel mit Kinderpornos beträgt drei Jahre Gefängnis. "Defacement" Zu den harmloseren Internetdelikten zählt das so genannte "Defacement" - die Veränderung von Webseiten durch Hacker. Beliebte Ziele sind Homepages von politischen Parteien. Der "Spaß" stellt laut Strafgesetz jedoch Datenbeschädigung dar und kann, wenn der Schaden 1817 Euro übersteigt, mit bis zu zwei Jahren Haft enden. Generell würde zu leichtfertig gesurft, warnte Klaus Mits vom Innenenministerium. Ohne Passwort und ohne Firewall lasse sich jede Festplatte ausspionieren. Viele Gaunereien lauern im Verborgenen: Wer etwa eine Erotikseite anklickt, kann unbemerkt ein Programm aufgebrummt bekommen, das die Netzwerkeinstellungen ändert und die Modemverbindung auf eine Mehrwertnummer umleitet. Der Trick fliegt spätestens mit der Telefonrechnung auf, doch Unwissenheit schützt meist vor Bezahlung nicht. (Michael Simoner, DER STANDARD, Print-Ausgabe 12.April 2002)