Wirtschaft
Wirtschaftsbund fordert EU-erweiterungsreife Standortpolitik
Vitalitätsprogramm in Sachen Lohnnebenkosten soll Österreichs Konkurrenzfähigkeit verbessern
Salzburg - Um für die EU-Osterweiterung in rund 20 Monaten
gerüstet zu sein, müsse Österreich an seiner Standortpolitik
arbeiten, forderte Wirtschaftsbund- und Wirtschaftskammer-Präsident
Christoph Leitl am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Anif
bei Salzburg. Dies sei nicht nur für heimische Unternehmen wichtig -
diese könnten ihre Produktionen in die neuen Ziel-1-Fördergebiete und
Niedriglohnländer der EU verlegen -, sondern betreffe in erster Linie
den österreichischen Arbeitsmarkt, so Leitl im Vorfeld einer
zweitägigen Klausurtagung. Konkret müssten die Lohnnebenkosten von derzeit 46,5 Prozent knapp
unter den EU-Durchschnitt auf etwa 40 Prozent gesenkt werden, meinte
Wifo-Chef Helmut Kramer. Diese Zielvorgabe sei im internationalen
Vergleich "gar nicht sehr ambitioniert". Einsparungsmöglichkeiten
ortet der Experte in erster Linie bei Sozialbeiträgen.
Lohnsummenabhängige Abgaben
Als "beschäftigungsfeindlich" bezeichnete Kramer die den Anteil
von lohnsummenabhängigen Abgaben. Hier werde Österreich (sechs
Prozent) nur von Schweden (acht Prozent) übertroffen, in anderen
EU-Staaten wie Frankreich, Italien oder Deutschland liege dieser
Anteil bei etwa einem Prozent. "Wenn man jetzt nichts tut, dann wird
die Abgabenquote ab 2010 weiter ansteigen", prophezeite Kramer.
Eine weitere Forderung betrifft die Besteuerung der Unternehmen:
Um deren Eigenkapitalausstattung zu verbessern, sollten nicht
entnommene Gewinne künftig nur mehr mit 25 Prozent besteuert werden.
Dadurch könnten die Betriebe um rund 0,7 Mrd. Euro entlastet werden,
so Leitl.
In einer "gemeinsamen nationalen Kraftanstrengung" - fernab von
parteipolitischem Hickhack - müsste Österreich innerhalb des nächsten
Jahres ein "Vitalprogramm" verordnet werden, fuhr der
Wirtschaftsbund-Präsident fort. Dabei gehe es nicht darum,
Angstparolen vor der EU-Erweiterung zu verbreiten, denn diese stelle
für Österreich auch eine "enorme Chance" dar. Vielmehr müssten jetzt
Veränderungen in Angriff genommen werden, um künftigen Investoren
Argumente für den Wirtschaftsstandort Österreich zu liefern. (APA)