Europa
Jüdische Fußballer bei Paris angegriffen und verletzt
Anti-Rassismus-Liga spricht von "regelrechtem Hinterhalt"
Bobigny/Paris - Beim Fußball-Training sind zehn jüdische
Sportler in der Nähe von Paris von Unbekannten angegriffen und
teilweise verletzt worden. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte,
rückten die etwa 15 maskierten Angreifer am Vorabend mit Knüppeln,
Eisenstangen und Boules-Kugeln am Trainingsplatz in Bondy an und
riefen antisemitische Parolen. Der Tormann des überfallenen Vereins
Maccabi Bondy erlitt durch Schläge eine Kopfwunde und musste ins
Krankenhaus eingeliefert werden, mehrere Mitspieler trugen Prellungen
davon. In Paris wurde ein Bus mit Schülern und Lehrern einer jüdischen
Schule mit Steinen beworfen. Bei der Attacke im Osten von Paris wurde
ein Mädchen leicht an der Wange getroffen, ein Fenster ging zu Bruch.
Die Liga gegen Rassismus und Antisemitismus kündigte Strafanzeige an.
Hier gehe es nicht mehr nur um Beleidigungen und Anspucken, sagte
ihr Chef Patrick Gaubert, "sondern um einen regelrechten Hinterhalt".
Synagoge verwüstet
Nach dem Verschärfung des Nahost-Konfliktes hat es in Frankreich in
den vergangenen Wochen wiederholt Anschläge auf Synagogen und
jüdische Einrichtungen gegeben. Unbekannte verwüsteten im elsässischen
Sainte-Marie-aux-Mines eine Synagoge, wie die Gendarmerie am
Donnerstag mitteilte. In Paris flogen am Mittwochnachmittag Steine
gegen einen Bus mit jüdischen Schülern. Hintergrund in beiden Fällen
ist möglicherweise die jüngste Eskalation der Gewalt im Nahen Osten.
Ein Gemeindemitglied entdeckte am Mittwoch, dass Tür und Fenster
der selten genutzten Synagoge von Sainte-Marie-aux-Mines aufgebrochen
waren. Die Täter schändeten den Thoraschrein und warfen die
Schriftrollen auf den Boden. Die Behörden stellten zunächst keinen
Zusammenhang mit der Situation im Nahen Osten her.
Bei dem Zwischenfall in Paris wurde nach einem Bericht des
Radiosenders RTL ein Schüler leicht verletzt. Bürgermeister Bertrand
Delanoe sprach von einer nicht hinnehmbaren Aggression. Die
Anschlagswelle in Frankreich begann zu Ostern.
Staatspräsident Jacques Chirac verurteilte die antisemitischen
Übergriffe ebenso wie die Ausschreitungen nach einer pro-israelischen
Demonstration am Sonntagabend in Paris. Frankreich sei kein
"Nebeneinander von Gemeinschaften", sondern eine laizistische
Republik, erklärte der konservative Politiker am Donnerstag im Radio
Beur-FM. Ein Konflikt im Ausland dürfe nicht dazu führen, dass sich
Franzosen gegen Franzosen stellten.(APA/AP)