Kulturpolitik
Rückgabe-Beirat sprach neue Empfehlungen aus
Und die Stadt Wien präsentierte Zwischenbilanz
Wien - Der Kunstrückgabebeirat hat auf seiner Sitzung am Mittwoch eine Reihe von Rückgabeempfehlungen an die
Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) abgegeben - und zwar für Rückgaben aus dem Österreichischen Museum für
angewandte Kunst (MAK), dem Österreichischen Theatermuseum und der
Albertina. Parallel dazu publiziert die Stadt Wien ihren Restitutions-Zwischenbericht. Empfohlen: Schiff-Suvero, Rothschild, Brill
An die Erben nach Emma Schiff-Suvero empfahl der
Kunstrückgabebeirat die bekannte, 180 Objekte umfassende
Textilsammlung Schiff-Suvero sowie 32 Keramik-, Porzellan und
Glasobjekte aus dem MAK.
An die Erben nach Louis Rothschild sollen
541 historische Aufnahmen von Bühnenkünstlern aus dem
Österreichischen Theatermuseum zurückgegeben werden, an die Erben
nach Livia und Otto Brill zwei Handzeichnungen von Albin Egger-Lienz
aus der Albertina.
Nicht empfohlen: Cahn-Speyer, Schilcher
Nicht empfohlen werden konnte laut Unterrichtsministerium die
Rückstellung von vier aus der Sammlung von Paul Cahn-Speyer
stammenden Porzellanflakons aus dem MAK, da diese Objekte erst 1953 -
also lange nach Beendigung der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft - vom rechtmäßigen Eigentümer Paul Cahn-Speyer zu
einem zwischen ihm und dem MAK ausgehandelten Preis gekauft worden
seien.
Ebensowenig konnte die Rückgabe eines Aquarells von Friedrich
Schilcher, das einen Vorhangentwurf für das Theater an der Wien
darstellt, an die Erben nach Luise Simon empfohlen werden. Auch
dieses Objekt wurde von den rechtmäßigen Eigentümerinnen im Jahr 1950
an die Albertina verkauft. In beiden Fällen war die Anwendung des
Rückgabegesetzes nicht möglich, heißt es.
Wiener Zwischenbilanz
Seit 1998 werden im Bereich der Stadt Wien
systematisch Kunst- und Kulturgegenstände auf ihre Provenienz
untersucht. Zahlreiche Stücke wurden bereits restituiert. Nun liegt - ergänzend zu den jährlichen Berichten -
erstmals eine umfassende Publikation über die Tätigkeiten der Stadt
Wien vor, teilt das Rathaus mit.
Das Buch "Die Restitution von Kunst- und Kulturgegenständen aus
dem Besitz der Stadt Wien 1998-2001" ist ein gemeinsamer Bericht des
Historischen Museums der Stadt Wien und der Wiener Stadt- und
Landesbibliothek über die Provenienzforschung und Restitutionsarbeit
der vergangenen vier Jahre. Das im Historischen Museum erhältliche Buch beschreibt auf 160 Seiten die
bereits geleisteten sowie die noch anstehenden Arbeiten und listet
die bisher restituierten Kunst- und Kulturgegenstände (von Seiten des
Historischen Museums etwa 2250 Objekte) auf.
Zusätzlich zu den bereits vorgelegten einzelnen
Restitutionsfällen enthält das Buch zusammenfassende Darstellungen
mit aus zeithistorischer Perspektive interessanten Zitaten der
Dokumentationsteile, sowie ergänzende Darstellungen der Suche nach
den Erben. (APA)