Mensch
Fatigue - Das Leiden nach dem Krebs
Krebspatienten leiden noch Jahre nach erfolgreicher Therapie am Müdigkeitssyndrom - Die Erforschung steht noch ganz am Anfang
Köln - Auch Jahre nach einer erfolgreichen Krebstherapie
leiden bis zu 40 Prozent der Patienten weiter unter andauernder
Müdigkeit und Erschöpfung. Gegen das Müdigkeitsyndrom Fatigue
(französischer Begriff für Müdigkeit) können Krankengymnastik,
Ausdauersport und Gedächtnistraining helfen, wie die neu gegründete
Deutsche Fatigue Gesellschaft (DFaG) mitteilt. Zudem sollten die
Patienten lernen, mit ihren Kräften Haus zu halten. Auch
Antidepressiva und Schilddrüsenhormone können helfen.Geistig und körperliche Müdigkeit
Die Erforschung des Müdigkeitsyndroms steht erst am Anfang.
Fatigue bezeichnet ein Gefühl von körperlicher und geistiger
Müdigkeit und kann Ausdruck verschiedener Erkrankungen sein. Die
Betroffenen haben oft nicht einmal mehr Kraft für die einfachsten
Dinge, können sich nicht konzentrieren, werden vergesslich und sind
beruflich wie privat stark eingeschränkt. Das Gefühl kann entstehen,
nicht ausreichend behandelt worden zu sein und den Krebs noch nicht
überwunden zu haben.
Diagnose schwierig
Wegen der Ähnlichkeit zu depressiven Symptomen ist die Diagnose
schwierig. Auch zur normalen Müdigkeit ist die Grenze fließend.
Kennzeichnend für Fatigue ist indes, dass das Syndrom ohne vorherige
Anstrengung auftritt und selbst Ausruhen oder genügend Schlaf keine
Erholung bringen - die Patienten stehen fast müder auf, als sie ins
Bett gegangen sind.
Wie Professor Reinhold Schwarz vom Vorstand der
Fatigue-Gesellschaft erklärt, gehört das Müdigkeitssyndrom zu den
häufigsten Problemen während und nach einer Krebserkrankung. Während
der Therapie leiden fast alle Krebspatienten unter dem Syndrom.
Ursachen können Anämie, Stoffwechselstörungen oder die
außerordentliche seelische Belastung sein.
Ursachen unklar
Warum die Müdigkeit in vielen Fällen aber auch nach der Therapie
anhält, ist weitgehend unklar. Inwieweit es sich etwa um Auswirkungen
von Chemotherapie und Bestrahlung handelt, und in welchem Umfang
Depressivität und andere psychische Faktoren eine Rolle spielen, ist
noch nicht ausreichend erforscht.
Die Gesellschaft kritisiert insbesondere, dass Krebspatienten in
den meisten Fällen von Fatigue überrascht würden. Aufkärung und
Vorbereitung auf das Phänomen ist immer noch ausgesprochen selten,
erklärt die Sozialpädagogin Susanne Hanewald, Gründungsmitglied der
DFaG. (APA/AP)