Wien/Graz/Innsbruck - Die Protestwelle der vergangenen Tage und Wochen gegen die geplante Universitätsreform gipfelt nun in einer Rücktrittsaufforderung an Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V). In einer Resolution fordert die Dienststellen- und Betriebsversammlung der Uni-Lehrer an der Universität Graz Gehrer "zum sofortigen Rücktritt auf, da es ihr nicht gelungen ist, einen sachkompetenten Entwurf vorzulegen". Abgelehnt wird der Entwurf für ein neues Universitätsgesetz auch vom Senat der Universität Innsbruck und der Dienststellenversammlung der Uni-Lehrer an der Technischen Universität (TU) Wien. An allen drei Universitäten wird kritisiert, dass auf die zahlreichen vorgelegten Änderungs- und Verbesserungsvorschläge im Entwurf nicht eingegangen wurde. Auf Grund der gravierenden Mängel im Gesetzesentwurf befürchten die Uni-Lehrer an den drei Standorten eine Verminderung der Qualität der Universitäten. An der Realität vorbei Nach Ansicht der Grazer Uni-Lehrer geht der Entwurf "gänzlich an den Realitäten einer prinzipiell durchaus reformorientierten Universität vorbei". Das geplante Gesetz berge die eminente Gefahr einer Verpolitisierung der Universitäten, führe zu einer deutlichen Reduktion der Mitgestaltungsrechte der Uni-Angehörigen, bedrohe die Freiheit von Forschung und Lehre und demotiviere einen großen Teil der Universitätslehrer, heißt es in der Grazer Resolution. Darin werden auch alle universitären Organe - vom Senat bis zu den Studienkommissionen - zum Protest gegen den Gesetzesentwurf aufgefordert. "Dies kann z.B. durch das Niederlegen von Funktionen in diesen Organen geschehen", heißt es. Der Senat der Uni Innsbruck zeigte sich in einer Sondersitzung auf Grund des Gesetzesentwurfes "sehr besorgt und hält die geplante Ausgliederung der Universitäten für einen gefährlichen Irrweg". Als "besonders gravierend" erachtet der Senat, dass die abgestufte Mitverantwortung aller Universitätsangehörigen fehle, die Unis auf Grund des externen Uni-Rates deutlich stärker fremdbestimmt werden und die Zwangsausgliederung der Medizinischen Fakultät gegen den Willen nahezu aller dort Beschäftigten vorgesehen ist. Für die Uni-Lehrer der TU Wien ist der Gesetzesentwurf innerlich widersprüchlich und realitätsfremd. "Er spiegelt über weite Strecken bloß die Wünsche einer kleinen Gruppe von PolitikerInnen und deren BeraterInnen wider und ist ein Versuch, unter dem Deckmantel einer Reform ein Feudalsystem neo-konservativer Prägung herzustellen", heißt es in der Resolution. (APA)