Venezuela
Hugo Chavez: Vom bejubelten Idol zum einsamen "Clown"
Der ehemalige Putschist regierte Venezuela zunehmend autoritär
Caracas - Als Hugo Chavez die Präsidentenwahl in
Venezuela Ende 1998 haushoch gewann, bezeichnete er den deutschen
Bundeskanzler Gerhard Schröder und den britischen Premierminister
Tony Blair noch als Vorbilder. Danach erwies er sich jedoch als
durchaus wandelbar. "El Comandante", wie Chavez in Anspielung auf
seine Verehrung Fidel Castros auch genannt wird, rührte in Venezuela
in der Folge kräftig um. Mitte Dezember 1999 setzte er eine neue
Verfassung durch, die das Präsidentenamt aufwertete. "Wenn ich an
Kongress und Parteien gebunden bin, kann ich das Land niemals
vorantreiben." sagte Chavez damals. Der Fallschirmjäger-Oberstleutnant Chavez erlangte am 4. Februar
schlagartig Berühmtheit, als er versuchte, mit wenigen Panzern und
einigen hundert Männern Präsident Carlos Andres Perez aus dem
Regierungspalast Miraflores zu jagen. Für jene etwa 80 Prozent der 24
Millionen Venezolaner, die vom Ölboom nichts abbekommen hatten, wurde
er prompt zum Idol und Symbol des Saubermannes. Bevor er wegen des
Putschversuches für zwei Jahre hinter Gitter wanderte, sagte der
charismatische Chavez im Fernsehen kurz und prophetisch: "Wir haben
verloren, einstweilen."
Humanes Wirtschaftssystem
Der in zweiter Ehe lebende vierfache Vater wollte als Präsident
die Korruption bekämpfen und ein "humanes Wirtschaftssystem"
aufbauen. Doch sein autoritäres Auftreten als Präsident, Reisen nach
Peking und Bagdad, Lobeshymnen für Libyens Muammar Gaddafi sowie das
Schwärmen für kubanische Verhältnisse ließ immer mehr Verbündete auf
Distanz gehen. Mit seiner schlechten Meinung über die früheren
Volksvertreter von der sozialistischen Accion Democratica (AP) und
der christlichsozialen Copei ("40 Jahre lang haben sie sich an den
Erdölvorkommen bereichert") hat Chavez nie hinter dem Berg gehalten.
Bei erster Gelegenheit hatte er sie praktisch mundtot gemacht.
Später legte sich der Präsident auch mit den Gewerkschaften an. Er
setzte alle Vorsitzenden ab, um sie durch seine Gefolgsleute zu
ersetzen. Nicht nur das Establishment der ältesten Demokratie
Südamerikas, sondern auch Kirche, Gewerkschaften und Medien sahen in
ihm einen Diktator. Die Opposition wollte ihn einmal sogar wegen
Demenz absetzen lassen. Für den Peruanischen Schriftsteller Mario
Vargas Llosa war er "nur ein Clown". (APA/dpa)