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Erste Bank macht Rennen um kroatische Rijecka Banka
Zu Exklusivgesprächen eingeladen - Kaufpreis angeblich 155 Millionen Euro
Wien - Im Bieterrennen um die kroatische Rijecka Banka, die
nach dem Rückzug der Bayerischen Landesbank (BayernLB) zuletzt wieder
in staatlichem Besitz stand, ist eine Vorentscheidung gefallen. Für
die Übernahme von 85 Prozent wurde die Erste Bank der
oesterreichischen Sparkassen von der kroatischen Regierung nun zu
Exklusivverhandlungen eingeladen, bestätigte ein Sprecher der Erste
Bank am Freitag. Die zur HypoVereinsbank (HVB) gehörende Bank Austria und die
belgische KBC, die in der Vorwoche ebenfalls Offerte gelegt hatten,
sind damit aus dem Bieterverfahren ausgeschieden. Kroatiens Regierung
habe das Angebot der Erste Bank als "bestes" bezeichnet.155 Millionen Euro
"Wir erwarten jetzt zügige Verhandlungen und einen baldigen
Abschluss bis Ende April", sagte der Erste-Sprecher. Dem
Vernehmen nach soll die Erste Bank 155 Mill. Euro für die Rijecka
Banka geboten haben, davon 55 Mill. Euro für das 85-prozentige
Aktienpaket und 100 Mill. Euro, die dem nach einem teuren
Finanzskandal angeschlagenen Kreditinstitut wieder auf die Beine
helfen sollen. Die zuletzt von der BayernLB gehaltene Mehrheit an der Bank mit
einer Bilanzsumme von 1,4 Mrd. Euro (Ende 2001), derzeit rund 1.000
Mitarbeitern und 74 Filialen war vor wenigen Wochen um einen Dollar
an den kroatischen Staat zurück gefallen. Für den gesamten
Staatsanteil war kurzfristig der neuerliche Verkauf bzw. die Suche
nach einem Partner eingeleitet worden, der dem in Schieflage
geratenen Institut frisches Kapital zuführt.
"Kein Restrukturierungsfall"
Seit dem kürzlich aufgeflogenen Betrugsfall im Treasury - er hat
der Rijecka Banka laut Kroatischer Notenbank Verluste von rund 98
Mill. Dollar (111,4 Mill. Euro) beschert - sei die Bilanzsumme der
Rijecka zuletzt auf rund 1,1 Mrd. Euro geschrumpft, heißt es in
Finanzkreisen. An Einlagen habe die kroatische Bank seither 300 Mill.
Euro verloren, derzeit halte sie bei rund 700 Mill. Euro. Für die Erste Bank ist die Rijecka Banka nach Aussagen eines
Sprechers dennoch "kein Restrukturierungsfall". Die Betrugsaffäre
habe zwar "auf das Eigenkapital durchgeschlagen", operativ arbeite
die Bank aber erfolgreich, betonte der Erste-Sprecher am Freitag.
Ende 2001 habe der Jahresüberschuss der Rijecka 18,4 Mill. Euro
(vor Aufdeckung der Betrugsaffäre) betragen. Die Zinsspanne habe sich
auf 3,2 Prozent belaufen, die Kosten/Ertragsrelation auf 53,9 Prozent
und die Eigenkapitalverzinsung auf rund 13 Prozent. Gemessen an der
Bilanzsumme von 1,4 Mrd. Euro war die Rijecka per Ende 2001 nach
Angaben der Erste Bank das drittgrößte Bankinstitut in Kroatien.
600.000 Kunden in Kroatien
Durch den - noch nicht offiziellen - Kauf der Rijecka Banka, die
ihre geschäftlichen Schwerpunkte an der Nordküste Kroatiens sowie in
der Region von Rijecka hat, würde sich der Marktanteil der Erste Bank
in Kroatien von rund 4 auf 10 bis 12 Prozent katapultieren. Die Erste Bank kommt in Kroatien gegenwärtig auf knapp 700 Mill.
Euro Bilanzsumme und ist dort mit 38 Filialen vertreten, mit der
Rijecka würde Österreichs zweitgrößtes Geldinstitut rund 600.000
Kunden betreuen. Wie die Erste Bank in einer Presseinformation
mitteilte, ist geplant, auch bei der Rijecka die Kooperation mit der
Steiermärkischen Bank und Sparkasse fortzusetzen. (APA)