DER STANDARD, derStandard.at und Stadtkino freuen sich, Ihnen den Film

Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr
zu zeigen. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, die STANDARD-Kulturressortleiter Claus Philipp moderiert, wird der Regisseur Claude Lanzmann zu Gast sein.

"Ausgehend von einem Gespräch, das mir Yehuda Lerner 1979 gewährt hatte, als ich Shoah drehte, entstand der Film Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr – Ort, Tag, Monat, Jahr, Stunde des einzigen jemals gelungenen Aufstands in einem Vernichtungslager der Nationalsozialisten. In der Landschaft und an den Orten von heute, die immer noch dieselben wie damals sind, hat David, der nicht Gewalttätige, den ersten tödlichen Schlag geführt; er ist der Herold eines mythologischen Films und Meister einer sich steigernden Spannung bis zum letzten Bild, bis zu dem Augenblick, in dem die menschliche Ordnung wieder in Kraft tritt und wieder Freiheit herrscht." (Claude Lanzmann)

"Wie Yehuda Lerner innerhalb einer Stunde, immer wieder durch eine Dolmetscherin unterbrochen, an zehn Minuten Angst, Gewalt, Befreiung, Erschöpfung erinnert, wäre für sich schon aufregend genug. Der sparsame, kontrapunktische Einsatz von heutigen Bildern aus Sobibor eröffnet diesem Monolog aber einen Zeit-Raum, in dem über die Täter-Opfer-Dialektik hinaus nachgedacht werden kann. Lerner erzählt von seinem Triumphgefühl, nachdem er einem Deutschen den Schädel gespaltet hatte. Nicht weniger bestialisch, so Lanzmann, sei aber die Phrase, Millionen von Menschen wären wie Opferlämmer in die Gaskammern marschiert. Laut schnattern Gänse auf einem Rasen in Sobibor, wenn Lerner erzählt, dass die Nazis mit Hilfe dieser Vögel oft die Verzweiflungsrufe der Opfer übertönten. Am Ende addiert Lanzmann dann 250.000 in Sobibor vernichtete Leben entlang einer Statistik. Die Monotonie, die einem solche Zahlenreihen aufzwingen – sie darf nie in Gleichgültigkeit übergehen." (Claus Philipp, Der Standard )