Wien - "Die Ambulanzgebühr ist ein soziales Unding, das weg muss." Her soll dafür eine Beitragserhöhung in der Krankenversicherung um 0,2 Prozent - wenn es nach FPÖ-Sozialsprecher Reinhart Gaugg geht. Gaugg, ein erklärter Gegner der Ambulanzgebühr, empört sich im STANDARD -Gespräch über den Fall einer Frau, die nach einer Fehlgeburt von der Wiener Gebietskrankenkasse eine Vorschreibung für den Besuch einer gynäkologischen Ambulanz bekommen hat. Das Gesetz listet Behandlungen im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft als gebührenbefreit auf.

Höhere Höchstbeitragsgrundlage

"Das ist eine menschliche Katastrophe", sieht sich Gaugg durch diesen Fall bestätigt, von seinem Parteikollegen Sozialminister Herbert Haupt die Rücknahme der umstrittenen Gebühr mit Nachdruck zu fordern. Mit der Einführung der Chipkarte müsse endlich eine "ausgewogene, solidarische Lösung" für das Finanzproblem der Kassen gefunden werden. Er tritt für eine "solidarische Beitragserhöhung um 0,2 Prozent für alle" ein - und steht damit allein auf weiter Koalitionsflur, denn ÖVP und FPÖ schlossen bisher höhere Beiträge kategorisch aus. Gaugg will auch gleich eine Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage von derzeit 3270 Euro auf 5087 Euro.

Dass der Fall mit der Fehlgeburt nur die Spitze des Eisberges an problematischen Fällen ist, glaubt auch Volksanwalt Peter Kostelka (SP), bei dem sich Hunderte Patientenbeschwerden stapeln. Für Unmut sorge vor allem, dass die Gebühr auch dann zu bezahlen sei, wenn es für die Behandlung in einer Spezialambulanz gar keine Alternative gebe. Davon betroffen seien etwa 1400 Multiple-Sklerose-Patienten. Gebührenpflichtig sind aber auch Schmerz- und Gehörlosenambulanzen. (DER STANDARD, Print vom 13.4.2002)