Salzburg - "Model gesucht!" Die Landeshauptstadt sucht über ihr Informationsblatt "Stadt:Leben" die "Wasserfrau 2002". Diese soll für ein zweitägiges "Fest des Wassers" im Juni als Werbeträgerin eingesetzt werden.

Wie diese "perfekte Wassergöttin" (Ausschreibungstext) aussehen soll, treibt jetzt Salzburger Fraueninitiativen auf die Barrikaden. "Es soll eine fast geheimnisvolle, kindliche Verletzlichkeit, gepaart mit dem Wissen und der Sinnlichkeit einer jungen Erwachsenen zum Ausdruck kommen", heißt es im Anforderungsprofil an die "Wassergöttin".

"Wie bitte darf man oder auch frau das verstehen, oder soll es nur Mann verstehen", fragt beispielsweise Claudia Lehmert vom Frauenkulturverein "Kulturspur"; ob da ein "Fest für Päderasten" geplant sei. Andrea Marchner-Bertignol von den Salzburger "Spiderwomen" wiederum hält das "Lolita-Frauenbild" in Zeiten grassierender Magersucht schlicht für eine Zumutung. Aber auch die Frauenbeauftragten sind verärgert. "Wir arbeiten, dass junge Mädchen ihren Körper annehmen wie er ist", und dann komme von der Stadt eine derartige Ausschreibung, ärgert sich die städtische Frauenbeauftragte Dagmar Stranzinger. "Sexistisch", so der knappe Kommentar ihrer Kollegin im Land, Romana Rotschopf.

Besonders peinlich ist die Geschichte für die Leiterin des Altstadtmarketings, Inga Horny. Sie zeichne für die "mehr als missglückte" Aktion zwar verantwortlich, habe aber den Agenturtext nicht rechtzeitig zu Gesicht bekommen, rechtfertigt sie sich gegenüber dem STANDARD. Zurückgenommen wird die Suche nach der kindlichen Wasserfrau trotz der vielen Proteste übrigens nicht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.4.2002, neu)