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Wien - Claus Raidl, Vorstandschef von Böhler-Uddeholm und Wirtschaftsberater von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, hält mit seiner Freude nicht hinterm Berg: "Es ist sehr zu begrüßen, dass sich der Finanzminister für die Auflösung der ÖIAG in der nächsten Legislaturperiode ausspricht." Denn Grasser sei damit voll im Einklang mit dem Regierungsübereinkommen, sagte Raidl im S TANDARD -Gespräch. Völlig unverständlich sei angesichts dieser Klarstellung aber, dass von der ÖIAG kontrollierende Mehrheiten aufrecht erhalten werden, meinte der BU-Chef in Anspielung auf die geplante Kapitalerhöhung bei der Voestalpine. Denn dies sei weder bei den Linzer Stahlkochern noch bei Böhler notwendig, schließ- lich haben beide bereits eine österreichische Kernaktionärsgruppe. Wie berichtet, hat die ÖIAG beschlossen, bei der Voestalpine-Kapitalerhöhung ihr Bezugsrecht zur Hälfte auszunutzen und so ihren Anteil auf 34 Prozent zu halten. Ohne Kapitalaufstockung wäre die Staatsholding von derzeit 38 auf etwa 31 Prozent zurückgefallen. "Mit den Vorbereitungen beginnen" Grassers - völlig überraschender und offenbar nicht geplanter - Ankündigung zufolge dürfte es die ÖIAG Ende 2007 nicht mehr geben. "Nun ist zu hoffen, dass sich die Organe der ÖIAG entsprechend verhalten und nicht spekulativen Wertsteigerungen nach- laufen", sagte Raidl, der in Nordamerika auf Roadshow tourt. Die ÖIAG sollte also sofort mit den Vorbereitungen für die Verkäufe beginnen, denn das Vertrauen der Finanzinvestoren sei bereits erschüttert. Auch Richard Schenz, ehemals OMV-Chef und nunmehr Kapitalmarktbeauftragter der Republik Österreich, kann sich prinzipiell vorstellen, dass die ÖIAG irgendwann aufgelöst wird. Allerdings nur dann, wenn sichergestellt wird, dass Telekom Austria, AUA und Co heimische Kernaktionäre bekommen und damit verhindert wird, dass die Unternehmen - wie die Austria Tabak im Vorjahr - übernommen werden und von der Wiener Börse abwandern, schränkte Schenz ein. Andernfalls wäre der Kapitalmarkt überhaupt ausgelöscht. Nachsatz: "Ich bin kein Fan der ÖIAG - sie bewerkstelligt aber zumindest, dass die Firmen, die durchwegs gut sind, in Österreich bleiben", betonte Schenz. (Luise Ungerboeck, DER STANARD, Printausgabe 13.4.2002)