Man sollte meinen, zehn Jahre Vorbereitungszeit genügen, um eine Gartenschau auf die Beine zu stellen, selbst wenn sie so beeindruckende Dimensionen aufweist wie die Floriade 2002 in den Niederlanden: In einem 65 Hektar großen Park in Haarlemmermeer (nahe dem Amsterdamer Flughafen Schiphol) werden bis Ende Oktober mehr als 330 internationale Präsentationen stattfinden.

Offenkundig reichte die Zeit doch nicht, denn bei der Eröffnung am vergangenen Wochenende wurde an allen Ecken und Enden noch gehämmert, gegraben, ja sogar gebaut. Dafür gibt all das, was rechtzeitig fertig wurde, keinerlei Anlass zur Kritik: In drei Teilbereichen, "Am Dach", "Am Hügel" und "Am See" finden sich beeindruckende Anlagen - seien es natürliche wie Beete für mehr als eine Million Zwiebelblumen oder architektonische Konstrukte wie die große Ausstellungshalle.

Über diesem 30.000 m² großen Raum schwebt ein enormes gläsernes Dach in sonnigem Gelb, auf dem mehr als 19.000 Solarpaneele den gesamten Strombedarf der Floriade abdecken. Darunter zeigen 40 wechselnde Präsentationen die farbenfrohen Resultate blumenzüchterischer Anstrengungen: gelbe Hyazinthen, blaue Tulpen, grüne Rosen und dergleichen ungewöhnliche Blüten mehr.

Schau-Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist freilich der Big Spotter's Hill, ein Hügel aus einer halben Million Kubikmeter Sand mit derselben Grundfläche wie die Cheopspyramide: 230 x 230 m. An der Spitze des 40 Meter hohen Hügels, von dem man einen spektakulären Blick über das Ausstellungsgelände hat, befindet sich ein Kunstwerk von Auke de Vries, das das Zusammentreffen von Luft und Erde spür- und sichtbar machen soll.

Am Fuß des Hügels soll die "Grüne Stadt", die auf vier Inseln in einem See schwimmt, die Lebensumgebung - Wohnen, Arbeiten und Freizeit - im Jahr 2010 vorwegnehmen. Viele der dort vorgestellten Ideen für Klein(st)grünflächen lassen sich auch heute realisieren, etwa eine Balkonbepflanzung aus Buchs-Kugeln und Bambus als Sichtschutz; ein zentrales Gestaltungselement ist und bleibt Wasser.

Unser Rat: Hinfahren, die Kunst der Natur fühlen und inspirieren lassen! (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.4.2002)