Etat
Premiere: Zitterpartie geht weiter
Gespräche sind ins Stocken geraten - Georg Kofler will Sender bei Insolvenz weiterführen: "Die 2,4 Millionen Abos sind das Wertvollste, was wir haben"
Die Gespräche über eine Rettung des von der Insolvenz bedrohten PayTV-Senders Premiere aus der Kirch-Gruppe sind offenbar ins Stocken geraten. Die Verhandlungen der Gesellschafter und Banken in München über eine kurzfristige Finanzspritze und die Zukunft von Premiere, hätten bisher kein Ergebnis gebracht, hieß es am Freitagabend in Bankenkreisen. Es sei aber möglich, dass am Wochenende weitere Gespräche stattfänden. In Kirch-Kreisen hieß es, Premiere-Chef Georg Kofler sei stärker in die Verhandlungen eingestiegen. Er werde auf alle Fälle am Wochenende weitere Gespräche mit Gesellschaftern und Banken führen, um eine Insolvenz der Premiere-Dachgesellschaft KirchPayTV zu verhindern. Kofler will die Film- und Fußballprogramme im Falle einer Insolvenz der Muttergesellschaft KirchPayTV weiter betreiben. "Die
Kunden werden am Bildschirm keinen Unterschied bemerken, die Kanäle
laufen dann weiter", sagte Kofler der "Süddeutschen Zeitung". "Die
2,4 Millionen Abos sind das Wertvollste, was wir haben. Sie dürfen
nicht verloren gehen".
Neue Verhandlungen über Konditionen
Kofler kündigte an, mit den Hollywood-Studios und der Bundesliga
über geringere Preise für die Filme und Fußball-Übertragungen zu
verhandeln. "Bei unseren Geschäftspartnern aus dem Film- und
Sportbereich macht sich bestimmt ein neuer Realismus breit. Da bin
ich ganz zuversichtlich." Man müsse sich mit den Geschäftspartnern
auf "vernünftige Konditionen" verständigen, mit denen Premiere
wirtschaftlich überleben könne. Aus dem Abofernsehen stammte bisher
rund die Hälfte der Gelder, die der Medienhändler Leo Kirch an die
Bundesliga zahlte.
Kapitalspritze
Die beiden Hausbanken von Premiere, die Bayerische Landesbank und
die HypoVereinsbank, verhandeln dem Bericht zu Folge mit dem
amerikanischen Medienmagnaten Rupert Murdoch und den übrigen
Mitbetreibern des Senders derzeit über eine kurzfristige
Kapitalspritze. Premiere braucht laut "SZ" sofort 150 bis 200
Millionen Euro, die dann bis Mitte des Jahres reichen würden. Die
Finanzinstitute hätten sich mit Murdoch und dessen Partnern bislang
aber nicht darauf verständigen können, wer welche Beträge aufbringe.
Außerdem würden die Beteiligten um ihren künftigen Einfluss bei
Premiere streiten.
Gebe es keine Einigung, müsse die KirchPayTV voraussichtlich
kommende Woche Insolvenz anmelden. Für diesen Fall werde ein Antrag
auf Eigeninsolvenz vorbereitet, schreibt die "SZ" weiter. Kofler
solle dann zusammen mit einem Insolvenzverwalter die Geschäfte
führen.
Am Montag hatte die Kirch-Kerngesellschaft KirchMedia Insolvenz
angemeldet und damit den Zerfall des über fünf Jahrzehnte gewachsenen
Medienkonzerns des 75-jährigen Firmengründers Leo Kirch eingeleitet.
Über die Zukunft des mit rund einer Milliarde Euro verschuldeten
Senders Premiere verhandeln nun die Gläubigerbanken HypoVereinsbank
und BayernLB mit den Gesellschaftern, zu denen der britische
BezahlTV-Sender BSkyB als Teil des Medienimperiums von Rupert Murdoch
gehört. Weitere Gesellschafter sind die Finanzinvestoren Lehman
Brothers, Capital Research und Kingdom Holding. (APA/Reuters/dpa)