Nahost
Reporter: Flüchtlingslager in Jenin bietet Bild der Verwüstung
Leichen auf den Straßen - Frauen und Kinder kämpfen ums Überleben
Jenin - Das von Israel besetzte Flüchtlingslager von
Jenin im Westjordanland hat nach Angaben von Reuters-Reportern ein Bild der Verwüstung geboten. Den Journalisten war es
gelungen, an den israelischen Truppen vorbei in das palästinensische
Flüchtlingslager zu gelangen. Sie berichteten von niedergewalzten und
total zerschossen Häusern sowie von herumliegenden Leichen, die
bereits verwesten. Frauen und Kinder müssten in den Ruinen ums Überleben kämpfen,
nachdem sie von den Israelis von der Außenwelt abgeschnitten wurden.
In Jenin hatten sich Palästinenser und israelischeSoldaten neun Tage
lang heftige Kämpfe geliefert. Augenzeugen warfen den israelischen
Soldaten im Flüchtlingslager gezielte Exekutionen vor. Die
israelischen Truppen hatten den Medien den Zutritt zu dem Lager
verwehrt.
Die Europäische Union hat sich am Samstag beunruhigt über die
palästinensischen Berichte von angeblichen Massakern in dem Lager
gezeigt. Die Berichte über die Ereignisse in dem Lager seien "sehr
alarmierend", erklärte die spanische EU-Präsidentschaft. Sollten
sich die Angaben bewahrheiten, werde dies "ernste Konsequenzen
haben". Die Palästinenser hatten der israelischen Armee am Freitag
vorgeworfen, in dem Flüchtlingslager Massengräber für 900
Palästinenser ausgehoben zu haben. Die Hälfte der dort vergrabenene
Leichen seien die von Frauen und Kindern gewesen.
Das höchste israelische Gericht hat der israelischen Armee
unterdessen vorläufig verboten, möglicherweise Hunderte von
Palästinensern zu beerdigen, die bei den Kämpfen in dem
Flüchtlingslager getötet wurden. Auf Antrag israelisch-arabischer
Abgeordneter erließen die Richter am Samstagabend eine einstweilige
Verfügung, um die Beisetzung zu stoppen, berichtete der israelische
Rundfunk am Sonntag. (APA/Reuters)