Nahost
Vatikan fordert Interventionsmacht in Nahost
"Dritte Kraft" notwendig
Vatikanstadt - Der Vatikan hat sich laut Kathpress für eine
ausländische Interventionsmacht im Nahen Osten ausgesprochen. Man
brauche eine "dritte Kraft", die Israelis und Palästinenser trennen
könne, sagte "Außenminister" Erzbischof Jean-Louis Tauran in einem
Interview mit Radio Vatikan. Eine solche Kraft, die der Vatikan
bereits im November 2000 vorgeschlagen hatte, sei um so dringender,
weil die beiden Kontrahenten "nicht nur aufeinander schießen, sondern
noch nicht einmal in der Lage sind, sich anzuschauen". Allerdings
liege es nicht in der Macht und der Kompetenz des Vatikan, technische
Lösungen zu unterbreiten, wie eine solche Intervention aussehen
könnte, fügte er hinzu. Zurückhaltend äußerte sich der führende Vatikan-Diplomat zu den
Aussichten der Mission des US-Außenministers Colin Powell in der
Region. Er hoffe, dass die Mission bei den Konfliktparteien das
Bewusstsein schärfe, dass der gegenwärtig eingeschlagene Weg ins
Nichts führe. Es sei bereits eine positive Entwicklung, wenn Powell
mit beiden Seiten sprechen könne.
Weiters plädierte Tauran in dem Konflikt für eine
Verhältnismäßigkeit der Mittel. Man müsse ein "Gleichgewicht" finden
zwischen der Pflicht der israelische Regierung, die Sicherheit ihrer
Bürger zu garantieren, und den Kriegsoperationen. Das seien "zwei
ganz verschiedene Dinge". Weiter forderte der Erzbischof die Achtung
der Heiligen Stätten im Heiligen Land. Er kritisierte die Besetzung
der Geburtskirche von Bethlehem durch palästinensische Bewaffnete.
Aber es gehe auch um ein humanitäres Problem, da sich rund 40
Ordensleute in dem Gebäudekomplex aufhielten. "Es ist unverzichtbar,
ihnen ein Minimum an menschlichen Lebenskonditionen zu sichern". Hier
gehe es letztlich um den "Schutz von Zivilisten im Kriegsrecht",
betonte Erzbischof Tauran. (APA)