Augusta - Die Zeitung Sports Illustrated hatte den Ausgang des US-Masters im Golf geahnt, als sie philosophierte: "Manche wollen den Krebs besiegen, manche den Frieden im Nahen Osten herstellen, manche Tiger Woods den Masters-Titel streitig machen. Alles sind hehre Ziele, doch im Endeffekt aussichtslos." Woods sah es dann auch so. Obwohl sie den 72-Par-Kurs in Augusta ziemlich erschwert hatten. Vermutlich hat er gerade deshalb gewonnen.
Nach einer der ereignislosesten Schlussrunden in der Geschichte eroberte Woods praktisch ohne Gegenwehr sein drittes grünes Sakko nach 1997 und 2001 und verteidigte damit erst als dritter Spieler nach Jack Nicklaus (1965/66) und Nick Faldo (1989/90) seinen Titel an der Magnolia Lane. Es reichte eine 71er-Runde, um die Konkurrenz auf Distanz zu halten. Mit insgesamt 276 Schlägen verwies er US-Open-Sieger Retief Goosen aus Südafrika (279) und US-Landsmann Phil Mickelson (280) auf die Plätze.
Während Woods seinen Sieg am Abend beim Champions-Dinner mit Eltern und Freundin Elin Nordegren ziemlich trocken zelebrierte, war die Gegnerschaft noch immer irritiert. Tatsächlich schien es, als wollte die Konkurrenz am Sonntag dem als Topfavoriten angetretenen Woods den Siegerscheck über 1,008 Millionen Dollar quasi auf dem Silbertablett servieren. Der schlaggleich in die vierte Runde gegangene Retief Goosen zeigte gleich am ersten Loch mit einem Bogey Nerven, Mitfavorit Vijay Singh von den Fidschis strich spätestens nach seinem Desaster auf der 15. Bahn (vier über Par) entnervt die Segel. "Ich war total überrascht, dass niemand ernsthaft zum Angriff ansetzte. Es war fast wie ein Spaziergang", wunderte sich Woods.
So fiel der Jubel des alten und neuen Masters-Siegers nach dem Gewinn seines siebten Major-Turnieres fast verhalten aus. Woods umarmte noch auf dem 18. Grün seine Eltern, ließ sich dann von Augusta-Chairman Hootie Johnson das grüne Jackett überstreifen. Selbst die einzige "Minikrise" des Tages hatte der 26-Jährige im Stil eines echten Champions gemeistert. Als Woods am sechsten Loch das Grün beim Abschlag verfehlte, versprach er seinem Caddie augenzwinkernd, den kleinen weißen Ball aus zirka acht Metern einzuchippen. Wenige Sekunden später segelte das Ding in hohem Bogen gen Ziel, unter den Ovationen der Galerie verschwand es wie von einem Magnet angezogen im Loch.
"Tiger zerlegt den Platz in seine Einzelteile. Ich wusste schon zur Hälfte, dass ich heute keine Chance habe. Gebt ihm noch ein paar Jahre, und er wird größer als Jack Nicklaus", huldigte Goosen seinem Widersacher. Dem "ewigen Zweiten" Phil Mickelson, der diesmal Dritter wurde, blieb auch nach seinem 39. Major-Turnier ohne Sieg nur die gewohnte Erkenntnis: "Er hat die gesamte Weltklasse im Nacken und spielt trotzdem, als ob er mal eben eine Runde trainiert. Es wird langsam unheimlich." (red)
1. Tiger Woods (USA) 276 (70/69/66/71) - 2. Retief Goosen (RSA) 279 (69/67/69/74) - 3. Phil Mickelson (USA) 280 (69/72/68/71) - 4. Jose Maria Olazabal (ESP) 281 (70/69/71/71) - 5. Padraig Harrington (IRL) 282 (69/70/72/71) und Ernie Els (RSA) 282 (70/67/72/73) - 7. Vijay Singh (FIJ) 283 (70/65/72/76) - 8. Sergio Garcia (ESP) 284 (68/71/70/75) - 9. Miguel Angel Jimenez (ESP) 285 (70/71/74/70), Adam Scott (AUS) 285 (71/72/72/70) und Angel Cabrera (ARG) 285 (68/71/73/73)