Wien – Alle Beteiligten – bis auf die nunmehr 63-jährige Wienerin Erika Weniger – sind tot. Trotzdem beschäftigte sich das Wiener Sicherheitsbüro rund drei Monate lang wieder mit dem Mord an der Wiener Mannequin-Schülerin Ilona Faber, die am 14. April 1958 im Alter von 21 Jahren hinter dem "Russendenkmal" am Schwarzenbergplatz erwürgt worden war. Laut einem Bericht der Tageszeitung "Kurier" vom Sonntag gibt Erika Weniger an, ihr damaliger Mann hätte ihr die Tat gestanden. Dieser ist allerdings 1996 gestorben. Der Chef des Wiener Sicherheitsbüros, Hofrat Max Edelbacher, hält weiterhin einen ursprünglich Tatverdächtigen und in einem Indizienprozess Freigesprochenen für den wahrscheinlichsten Täter.

Nur einen Tag nach dem Aufsehen erregenden Verbrechen, das in die Wiener Kriminalgeschichte einging, war der unterstandslose Johann G. (geb. 1928) als Verdächtiger festgenommen worden. In einem Prozess im Juni 1959 wurde er allerdings freigesprochen. Er dürfte mittlerweile gestorben sein.

Laut "Kurier" hat aber nunmehr die Wienerin Erika Weniger als potenzielle Zeugin ihr Jahrzehnte langes Schweigen gebrochen. Ihr damaliger Mann Eduard S. (geb. 1936) hätte ihr die Tat noch in der Mordnacht gestanden. Das hat die Frau offenbar auch in einem Buch niedergeschrieben. Sie – so die Zeitung – sei damals nervlich völlig fertig gewesen. Ein Arzt sowie ein Anwalt hätten ihr zum Schweigen geraten. 1960 ließ sich die Frau von dem Mann scheiden. Dieser soll sie vor dem Mord gewürgt haben.

Die möglichen neuen Informationen – die Frau sucht einen Verlag – gingen auch an das Wiener Sicherheitsbüro. Edelbacher setzte seine Kriminalisten wieder auf den Fall an. Alte Akten wurden ausgehoben, alte gerichtsmedizinische Gutachten noch einmal überprüft.

An der Auffassung der Kriminalisten, dass weiterhin der ehemals in dem Indizienprozess freigesprochene Johann G. der wahrscheinliche Täter gewesen ist, änderte sich nichts. Edelbacher am Sonntag: "Der erste Eindruck war fatal. Bei genauerer Überprüfung der Angaben aber ergaben sich massive Widersprüche. Das ganze war viel Arbeit. Es schaut aber so aus, als wäre der ursprünglich Verdächtige (Johann G. , Anm.) weiterhin am ehesten der Täter gewesen."

Der Sicherheitsbüro-Chef weiter: "Es wäre aber ein Hit gewesen, wenn wir vor der Abschaffung des Sicherheitsbüros noch diesen Fall klären hätten können." (APA)