Die Sozialversicherungs-Chipkarte, die 2003 in Österreich die papierenen Krankenscheine ersetzen soll, lässt das deutsche Unternehmen Orga wieder hoffen. Zusammen mit der US-amerikanischen EDS war man Bestbieter für den Großauftrag. Wird die Einführung der "E-Card" ein Erfolg, rechnet man mit Aufträgen auch aus anderen Ländern.Keine Beeinträchtigung Die Abhängigkeit von der Telekommunikation, die das Unternehmen im Vorjahr mit roten Zahlen bezahlt hat, würde sinken. "Wir wollen den Bereich Gesundheit und Identifikationssysteme zu unserem zweiten wichtigen Standbein neben der Telekommunikation machen", sagte Orga-Chef Lando Zappei dem STANDARD. Trotz der knapp 40 Million Euro Verlust, die Orga wegen des starken Einbruchs im Handymarkt 2001 hinnehmen musste, werde es zu keiner Beeinträchtigung der Auftragsabwicklung in Österreich kommen. Problembeseitigung Zappei: "Wir haben die notwendigen Schritte gesetzt, das Problem ist bewältigt." 250 von 1650 Arbeitsplätzen wurden gestrichen, auch Mitglieder des alten Managements mussten gehen. Zuvor ist der Umsatz von 282 Millionen Euro auf rund 220 Millionen Euro eingebrochen. Eingeplant war 2001 ein Überspringen der 400-Millionen-Euro-Marke. Orga gehört über die inzwischen privatisierte Bundesdruckerei in Berlin zur Authentos-Gruppe, in der der britische Investmentsfonds Apax Firmen aus der Sicherheitstechnik-Branche gebündelt hat. Ein möglicher Verkauf von Orga, wie dies zuletzt mehrfach kolportiert wurde, stehe nicht zur Diskussion, sagte Zappei. Er leitet in Personalunion auch die Authentos-Gruppe. Ziele Mit Orga peilt Zappei heuer ein Umsatzplus von 20 Prozent an und eine schwarze Null beim operativen Ergebnis. Kommendes Jahr soll es dann auch nach Zinsen und Abschreibungen wieder schwarze Zahlen geben. In drei bis vier Jahren sollen allein der Gesundheits- und Sicherheitsbereich rund 100 Millionen Euro zum Gesamtumsatz beisteuern, in absoluten Zahlen fast fünfmal so viel wie heute. Testbetrieb Die ersten Chipkarten für den Hauptverband der Sozialversicherungsträger sollen noch im Sommer in der Nähe von Kiel produziert und im Herbst in Testordinationen im Burgenland erprobt werden. Im Jahr darauf ist die österreichweite Verteilung der "E-Card" geplant. Ein größerer Speicherchip soll die Karte tauglich machen für die allfällige Speicherung von Blutgruppe, Allergien und anderen Notfalldaten. Das macht das Projekt, wie berichtet, um etwa 21,5 Millionen Euro teurer. Bisher war nur die Speicherung persönlicher Daten wie Name, Titel, Adresse und Versicherungsnummer vorgesehen. (Günther Strobl / DER STANDARD Printausgabe, 15. April 2002)