Wien - Teils heftige Kritik gab es am Montag an der Wiener Exekutive nach dem Demonstrationen am und um den Heldenplatz vom vergangenen Samstag. Insbesondere ging es dabei um einen Aufmarsch von rund 100 Skinheads nach dem Ende der offiziellen Kundgebung gegen die Wehrmachtsausstellung. Der ORF hatte am Sonntag ein Amateurvideo gezeigt, bei dem die Skinheads mit Nazi-Parolen durch die City zogen. Die Wiener Polizei kündigte an, das Video auszuwerten und Augenzeugen zu befragen. Inhaltlich wollte man erst nach einer Besprechung am Dienstag zu der Kritik Stellung nehmen.Von Polizeibegleitung nichts zu sehen Augenzeugen berichteten davon, dass die Kundgebungsteilnehmer unter anderem "Sieg Heil", "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" gerufen hatten. Dem ORF zufolge war auf dem Videoband von Polizeibegleitung nichts zu sehen. Die Polizei habe sich zu früh zurückgezogen, so Einsatzleiter Karlheinz Zeiler am Montag im Ö1-Mittagsjournal. "Hätten wir ahnen können, dass es hier doch zu Parolen kommt, und vielleicht zu Belästigungen von Touristen, wären wir mit uniformierten Polizeikräften an diesem Zug drangeblieben." Innenminister Ernst Strasser (V) meinte in der Mittags-ZIB, dass die Polizei grundsätzlich nicht überall sein könne. Er hätte sich aber gewünscht, dass jene, die das gesehen haben, die Polizei angerufen hätten. Hofrat Ewald Bachinger, Leiter der Wiener Staatspolizei, sagte, dass man bereits den ORF um die Aufzeichnung gebeten habe. Der ORF-Bericht werde zur Verfügung gestellt, das Originalband werde auf richterlichen Beschluss ausgehändigt. "Das ist ein ganz normaler Vorgang", sagte Bachinger. Die Aufzeichnungen würden auf strafbare Handlungen geprüft und dem Gericht dann zur Verfügung gestellt. Kritik vom DÖW Professor Wolfgang Neugebauer, wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (DÖW) berichtete in einer Stellungnahme, dass laut Augenzeugenberichten "mindestens zwei Teilnehmer an der Kundgebung gegen die 'Wehrmachtsausstellung' Hakenkreuze am Ärmel" getragen hätten. Dies habe jedoch kein behördliches Einschreiten zur Folge gehabt. Neugebauer kritisierte, dass "die Kundgebung gegen die 'Wehrmachtsausstellung' trotz deren bereits im Vorfeld erkennbare neonazistische Stoßrichtung am 13. 4. stattfinden konnte". Dass diese noch dazu am Heldenplatz über die Bühne gegangen sei, habe "eine negative Signalwirkung weit über die Grenzen Österreichs hinaus", so der DÖW-Leiter. In Bezug auf die Ereignisse in der Kärntner Straße sagte Neugebauer: "Dass diese mehrfachen Verstöße gegen das NS-Verbotsgesetz ungeahndet blieben, wird wohl der gegenwärtig ohnehin im Wachstum befindlichen Neonazi-Szene weiter Aufwind verleihen." Bures kritisiert Zulassung der rechten Demo Auch auf politischer Ebene setzte es Vorwürfe: SP-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures übte Kritik an Innenminister Ernst Strasser (V), "die Demonstration von Neo-Nazis gegen die Ausstellung 'Verbrechen der Wehrmacht' überhaupt zuzulassen". Bures: "Unter der blau-schwarzen Koalition ist es zum ersten Mal wieder möglich geworden, dass Neo-Nazis an einem geschichtsträchtigen Ort wie dem Wiener Heldenplatz, wo 1938 der Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland vollzogen wurde, aufmarschieren dürfen." Die Genehmigung dieser Kundgebung sei "eindeutig das falsche Signal". VP-Sicherheitssprecher Paul Kiss bezeichnete "die jüngste Aussage" von Bures als "Skandal, wonach der Innenminister ermögliche, dass "erstmals seit 1938 Neonazis wieder auf dem Heldenplatz demonstrieren dürften". Kiss forderte die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin zu einer Entschuldigung auf. (APA)