Kultur
Fortsetzung im Kleinen Festspielhaus-Streit
Bundesvergabeamt erklärte Jury-Entscheidung für nichtig: Kein inhaltlicher Vergleich und trotzdem Projektbewertung
Salzburg - Das Verhandlungsverfahren im
Architektenwettbewerb für den 29 Millionen Euro teuren Umbau des
Kleinen Festspielhauses wird fortgesetzt. Das Bundesvergabeamt hat
die Jury-Entscheidung für nichtig erklärt, wie Montag bekannt wurde. Bei der Ausschreibung des Auftrages war eine
Planungsgemeinschaft mit den Salzburger Architekten Wimmer und Zaic,
dem Wiener Hermann sowie dem Luxemburger Valentiny als Erstgereihte
hervorgegangen. Der zweitgereihte Wilhelm Holzbauer hatte in der
Folge wegen angeblich "grober Verletzungen des Ausschreibetextes
durch die erstgereihte Planungsgemeinschaft" eine einstweilige
Verfügung durchgesetzt.Oberflächliche Prüfungen und Bewertungen ohne Basis
Zaic erklärte Montag mittag,
dass das Bundesvergabeamt bemängelt habe, dass die Wirtschaftlichkeit
nicht sorgfältig geprüft worden sei: Die Kostenschätzung vom
Vorprüfer des Auftraggebers weiche deutlich ab, und die Diskrepanz
wäre nicht näher beleuchtet worden. Ein Vorprüfer, der von den
Festspielen hinzugezogen worden war, kam in seinen Berechnungen zu
sehr unterschiedlichen Kosten, wie Robert Wimmer feststellte.
Außerdem habe der Auftraggeber die inhaltlichen Projekte nicht
verglichen und trotzdem bewertet, sagte Zaic.
Vorgeschichte
Im Frühjahr 2001 haben sich 21
Architekturbüros aus ganz Europa um den Umbau des Kleinen
Festspielhauses in Salzburg beworben, fünf blieben nach einer ersten
Auswahl übrig. Im September hat eine Bewertungskommission das Projekt
des Architektenteams auf den ersten Platz gereiht. Der häufig als
Favorit genannte Architekt Holzbauer kam auf den zweiten Platz. Mitte
November hatte das Kuratorium der Festspiele der Festivalleitung
grünes Licht für die Unterzeichnung des Generalplanervertrages mit
dem Salzburger Architektenteam gegeben. Daraufhin richtete Holzbauer
ein Schlichtungsersuchen an die Bundesvergabekontrollkommission und
rief das Bundesvergabeamt auf den Plan, das die Überprüfung des
Vergabeverfahren einleitete.
Wackeliger Zeitplan
Der Umbau des Kleinen Festspielhauses sollte im Herbst 2003
beginnen. Die Wiedereröffnung des Hauses ist für Sommer 2005
vorgesehen, um vor dem Mozartjahr 2006 eine Probesaison im "Haus für
Mozart" absolvieren zu können. Jetzt wackelt der Zeitplan. Durch diese erneute Verzögerung sei die rechtzeitige
Fertigstellung und Inbetriebnahme des ,Hauses für Mozart' im Rahmen
des Mozartjahres 2006 immer mehr in Gefahr, meinte
FP-Landesparteisekretär Andreas Schöppl. (APA)