Wien - Der oberösterreichische Fasernkonzern Lenzing AG trennt sich überraschend vom bisherigen Vorstandssprecher Jochen Werz. Der Lenzing-Aufsichtsrat habe in einer Sitzung am Montag beschlossen, dass Werz das Unternehmen verlassen werde, teilte Lenzing im Anschluss an die Sitzung mit. "Bei einer Prüfung ist festgestellt worden, dass Werz im Zuge des Verkaufs der Mehrheit an der US-Beteiligung Lenzing Fibers Corporation im Vorjahr Beschlüsse des Vorstands nicht umgesetzt und den Aufsichtsrat in Bezug auf diese Transaktion unvollständig informiert hat", hieß es als Begründung."Per sofort" Werz war bisher zusammen mit Franz Raninger für das Fasergeschäft bei Lenzing verantwortlich. Die beschlossene Trennung vom bisherigen Lenzing-Vorstandssprecher Jochen Werz erfolge "per sofort", Werz sei bereits seiner Funktion enthoben, sagte Unternehmenssprecherin Angelika Guldt. Künftig ist im Lenzing-Vorstand Franz Raninger alleine für den Faserbereich verantwortlich, Christian Reisinger ist für die Technik, Peter Untersperger für Papier und Kunststoff zuständig. Auf den Lenzing-Standort Heiligenkreuz im Burgenland dürfte die Trennung von Werz voraussichtlich keine Auswirkungen haben, unterstrich die Sprecherin: In diese Richtung gebe es "nicht einmal andeutungsweise eine Neuigkeit". In Heiligenkreuz erzeugt Lenzing die Lyocell-Faser, Werz war zusammen mit Raninger für diesen Unternehmensbereich zuständig. Ergebnis schwächer Das operative Konzernergebnis (EBT/Earnings before tax) gemäß US-GAAP für das Jahr 2001 werde bei der Lenzing AG voraussichtlich bei 65 Mill. Euro liegen - und damit um 7 Prozent unter den 70 Mill. Euro des Jahres davor, teilte Lenzing weiter mit. "Wir erwarten wie angekündigt ein gutes Ergebnis", sagte Guldt. Der Umsatz werde über dem Wert des Jahres 2000 (664 Mill. Euro) liegen. Anfang März hatte der oberösterreichische Faserherstelller die - für 4. März angesetzte - Bekanntgabe der vorläufigen Ergebniszahlen 2001 verschoben. Die Prüfung des Konzernabschlusses sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sei das Geschäftsjahr "sehr gut verlaufen" und werde "mit Abstand eines der besten der Unternehmensgeschichte" sein. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Die vorläufigen Zahlen sollen "noch vor dem Sommer" veröffentlicht werden. Im Geschäftsjahr 2000 betrug das Ergebnis vor Steuern und Minderheitsanteil (EBT) 64,9 Mill. Euro und war das beste der Unternehmensgeschichte. Das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (EBITA) betrug 107,4 Mill. Euro. Für das Jahr 2000 wurde an die Aktionäre eine Dividende von 10 Prozent plus 10 Prozent Bonus ausgeschüttet. (APA)