Literatur
"Der neue Kalte Krieg" erweckt das Interesse an Polit-Thrillern
Frederick Forsyth widmet sich wieder seinem Metier: Der 11. September führe einem auch die Verantwortung als Autor vor Augen
Hamburg - Der Thrillerautor Frederick Forsyth kehrt nach
Ausflügen in die Welt der Liebesgeschichten wieder zurück in sein
Metier. Der 63-jährige Brite, der mit Romanen wie "Der Schakal", "Die
Akte Odessa" oder "Des Teufels Alternative" Millionen Leser fesselte,
recherchiert derzeit erneut für einen Polit-Thriller an historischen
Krisenschauplätzen. "Die Leser wünschen mehr, also sollen sie es
kriegen", meint der Schriftsteller, der sich vor noch gar nicht
langer Zeit eigentlich aus der Branche verabschiedet hatte und keine
Bücher mehr schreiben wollte.Geheimdienststorys über die Kämpfe zwischen dem KGB und der CIA verloren ihren Reiz
"Mit dem Ende des Kalten Krieges hatte das Interesse der Leser an
Polit-Thrillern spürbar nachgelassen", erinnert sich Forsyth, der
seit den 70er Jahren zu den Meistern eiskalter Agentenromane zählt.
Geheimdienststorys über die Kämpfe zwischen dem KGB und der CIA,
zwischen Moskau und Washington verloren für die Leser ebenso an Reiz
wie für den Autor selbst. "Doch mit dem 11. September hat sich das
alles schlagartig verändert, sind ganz neue Dimensionen entstanden",
ist der Autor überzeugt, "dieser neue Kalte Krieg und sein
Terrorismus schaffen ein ganz neues Gebiet für uns Schriftsteller."
Eine Idee, zu gefährlich um sie aufzuschreiben
Die Bilder von den Anschlägen vom 11. September führten Forsyth
auch auf dramatische Weise die Verantwortung als Autor vor Augen.
"1984 hatte ich die Idee von einem Hijacker, der ein großes Flugzeug
übernimmt - nicht um etwas zu erpressen, sondern um zu zerstören und
dabei auch selbst zu sterben. Das schien mir aber so einfach
nachzuahmen und deshalb zu gefährlich, dass ich es nicht geschrieben
habe", erzählt Forsyth, der sich noch als Jugendlicher bei der Royal
Air Force verpflichtete und jüngster Jet-Pilot Großbritanniens war.
Keine Internet-Versuche mehr
Über sein nächstes Buch, das der Autor ab Juli schreiben will,
verrät Forsyth noch nicht viel. Auf jeden Fall soll es um die Suche
nach einem Kriegsverbrecher in Bosnien gehen, der plötzlich
untergetaucht ist. Dafür recherchiert der Autor, der für seine
detailgetreu geschilderten Romane bekannt ist, in den nächsten
Monaten noch in Panama, Washington, Bosnien, Belgrad und New York.
Und etwas steht für Forsyth ebenfalls fest: Dieses Buch wird nicht
via Internet die Leser erreichen. "Ich habe es mit Kurzgeschichten
versucht, und noch nicht einmal 1.500 Kopien wurden verkauft",
berichtet er. (APA/dpa)