Muss man Gerhard Roth noch vorstellen, muss man dazu auffordern, seine siebenbändige Schürfarbeit "Die Archive des Schweigens" zu lesen und damit den Schauspielern der heutigen Lesung zu folgen? Ein frühes Foto zeigt den am 24. 6. 1942 geborenen Roth als Medizinstudent beim Sezieren: Etwas schüchtern sieht er da aus, beobachtend. Gut zwei Jahrzehnte später legt er mit dem Riesenroman "Der landläufige Tod" 1984 den Grundstein für seinen Schweigen-Zyklus: Sezierend auch hier, wird aus der Perspektive des stummen Erzählers Franz Lindner das stumme Landleben: Ein Kaleidoskop kleiner Leute und großer Verdrängungen. Roth holt sie ans Licht und deckt "Verbrechen auf, die hinter der Sprache liegen": Also, auf dorthin. (rire/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.04. 2002)