Wien – Mustafas Schultern müssen viel aushalten. Alle wollen drauf klopfen. Gerüttelt und gerührt – in diesem Zustand hatte sich Mustafa K. vor drei Jahren schon einmal befunden. Als er, damals 18 Jahre alt, in die Türkei abgeschoben wurde. Doch nun sind es Emotionen der Freude. Mustafa ist zurückgekehrt.

Bei der Willkommensparty in einem Lokal am Brunnenmarkt in Wien-Ottakring wird auch der längere Atem gegenüber den österreichischen Behörden gefeiert. "Die Abschiebung war ungerechtfertigt", ist Mamoun Chawky vom Mulitkulturellen Netzwerk nach wie vor überzeugt. Wie DER STANDARD damals berichtete, wurde Mustafa abgeschoben, obwohl sein Aufenthaltsverfahren noch lief, obwohl er hier den Schulabschluss gemacht, obwohl er Aussicht auf Arbeit hatte. Drei Tage zu spät erklärte der Verwaltungssenat die Abschiebung für rechtswidrig.

Unterschriftenaktion

Auch eine Unterschriftenaktion im Freundeskreis hatte nichts geholfen. "Im Innenministerium hat man uns Kaffee serviert und versprochen, zu prüfen, eine Woche später war Mustafa weg", erinnern sich Christian und Volkan. Jetzt lebt Mustafa, der inzwischen den türkischen Militärdienst ableistete, wieder bei seinem Vater in Wien. Nach dem Assoziationsabkommen zwischen der EU und der Türkei müsste er eine Beschäftigungsbewilligung erhalten.

Was sich verändert hat während seiner Abwesenheit? "Wir sind keine Kinder mehr", sagt Mustafa ernst. Vorbei die Zeiten, in denen er im Fenerbace-Istanbul-Dress durch den Karl Farkas Park dribbelte. "Aber der neue Belag dort ist super", sagt Christian, inzwischen Großhandelskaufmann, mit einem Augenzwinkern. (simo, Der Standard, Printausgabe, 16.04.02)