Arbeitsmarkt
Arbeitskräftemangel durch Geburtenrückgang
Wirtschaftskammer: Schwächung des Wirtschaftsstandortes als Folgen
Innsbruck - Vor einem "drastischen" Arbeitskräftemangel
innerhalb weniger Jahre auf Grund des Geburtenrückganges hat am
Dienstag die Tiroler Wirtschaftskammer (WK) gewarnt. Langfristig sei,
laut einer WK-Studie, eine Schwächung des Wirtschaftsstandortes und
des Konsumverhaltens zu befürchten. Obwohl Tirols Bevölkerung bis zum Jahr 2030 um 100.000 Personen
auf 725.000 anwachsen dürfte, sei bereits ab 2006 die Altersgruppe
der 15- bis 39-Jährigen "wesentlich geringer" (um rund 26.500
Personen) als noch vor sechs Jahren, führte WK-Präsident Hansjörg
Jäger bei einer Pressekonferenz in Innsbruck aus. 2015 dürfte der
Punkt erreicht sein, ab dem die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
zu sinken beginne. Bei niedriger Zuwanderung könnten daher bis zum
Jahr 2050 bis zu 100.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter fehlen.
Teilzeitmodellen für Mütter und Weiterbildung gefordert
Vor dem Hintergrund des "drastischen" Geburtenrückganges stelle
insbesondere eine Vereinbarkeit von "Beruf und Elternschaft" eine
Herausforderung an die Tiroler Unternehmer dar, betonte Norbert Beyer
von der Volkswirtschaftlichen Abteilung. Gefordert sei unter anderem
eine Schaffung von Teilzeitmodellen für Mütter, Weiterbildung in der
Karenz, Telearbeit bei Krankheit des Kindes und ein erweiterter
Pflegefreistellungsanspruch. Gerade im vergangenen Jahrzehnt sei der
Anteil der Frauen ohne Nachwuchs "stark", um fast 38 Prozent,
gestiegen. Während 1981 noch rund 87.000 Tirolerinnen kinderlos
waren, seien es gegenwärtig um die 120.000.
Obwohl die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen
des Geburtenrückganges und der Alterung der Gesellschaft erst in zwei
bis drei Jahrzehnten in "voller Schärfe akut" würden, warnte die
Studie davor, dies als "Zukunftsszenario" aus dem öffentlichen
Bewusstsein zu verdrängen. Zu den zentralen Forderungen an Politik
und Wirtschaft gehöre daher auch die Schaffung eines "nachhaltigen
Kostenausgleichs der Kindererziehung im Einkommenssystem", eine
Entwicklung neuer Arbeits- und Beschäftigungsformen sowie eine
"völlig neue "Zuwanderungs- und Integrationspolitik.(APA)