Ancona/München - Sein Markenzeichen war der exotisch klingende Akzent, ein Halstuch und ein eleganter Schnauzbart. Wie der elegante Kosmopolit, den er so oft verkörperte, sah der Schauspieler Ivan Desny tatsächlich aus. Geboren am 28. Dezember 1922 in Peking als Sohn eines russischen Diplomaten wuchs Desny in Paris auf, studierte Rechtswissenschaften, ehe er sich dem Schauspiel widmete. Während des Zweiten Weltkriegs geriet er in Kriegsgefangenschaft und wurde in einem NS-Arbeitslager interniert. Nach dem Krieg debütierte er zunächst am Theater in Paris. Es war der Regisseur David Lean, der Desny für den Film entdeckte, und ihm 1951 erstmals für Madeleine vor die Kamera holte. Oft übernahm er dann die Rolle des allseits gewandten, bisweilen auch romantischen Helden, eines Galans alter Schule. Aber auch mysteriöse, hintersinnige Figuren lagen ihm. In den 50er- und 60er-Jahren wirkte er unter einigen der prominentesten Autorenfilmemacher des europäischen Nachkriegskinos: In Michelangelo Antonionis Die große Rolle , Lola Montez von Max Ophüls und Schicksalssinfonie . Zu den Höhepunkten seiner späteren Karriere zählten Auftritte in Rainer Werner Fassbinders Film Die Ehe der Maria Braun sowie in dessen Fernsehproduktionen Welt am Draht oder in der Serie Berlin Alexanderplatz . Zuletzt sah man Desny vor allem im Fernsehen, Krimis und Serien wie Das Traumschiff . 1980 erhielt der Franzose das Filmband in Gold für sein langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Einen seiner letzten großen Kinoauftritte hatte Desny in André Téchinés Diebe der Nacht , in dem er neben Catherine Deneuve und Daniel Auteuil spielte: Immer noch einen stilvollen, aber strengen Patriarchen. Vergangen Samstag starb Desny, wie erst jetzt bekannt wurde, im Alter von 79 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. (APA/ kam/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 4. 2002)