Wien - Als "Nagelprobe" für die Leitbörsen sehen die Aktienexperten der Bank Austria (BA) das zweiten Quartal 2002, in dem die US-Unternehmensgewinne erstmals seit 2000 wieder positive Wachstumsraten erreichen sollen. "Die Frage lautet, ob dieser Sprung gelingen wird", sagte die Chefanalystin der BA-Asset Management Gesellschaft, Monika Rosen, am Dienstag vor Journalisten. Denn die erwarteten Gewinnsteigerungsraten für die anstehenden Quartale empfindet Rosen als hoch und rechnet tendenziell mit einer Revision dieser Schätzungen nach unten. In der derzeitigen Situation vermisst die BA-Expertin hauptsächlich positivere Unternehmensausblicke auf die kommenden Quartale. "Der US-Verbraucher hat bisher durchgehalten, nun muss der Optimismus aber auch von den Unternehmen geteilt werden", so Rosen weiter, die die vorsichtigen Prognosen nach dem langen Abschwung allerdings für verständlich hält. Zykliker zeigen Ermüdungserscheinungen Der Anstieg bei Zyklikern zeige bereits Ermüdungserscheinungen. In manchen Titeln sei schon Vieles eingepreist. Daher rät Rosen zu einem Schwenk in den vernachlässigten defensiven Bereich. Unter den Einzelaktien empfiehlt sie RWE, GlaxoSmithKline, Swiss Re, Coca Cola und Gillette. Technologietitel zählen nicht zu den Favoriten von Rosen. Die Branche hätte noch unter Überkapazitäten zu leiden. Auf zyklische Komponenten verzichtet die BA-Expertin jedoch nicht gänzlich, schließlich sei unwahrscheinlich, dass der Markt ohne Zykliker laufe. Unter den aktuellen Empfehlungen wird den Anlegern mit dem Autohersteller Renault aber bloß ein zyklischer Titel ans Herz gelegt. Fed wird Zinsen anheben Von der US-Notenbank Fed erwartet Rosen, dass sie ab Juni den Leitzins bis Jahresende um 100 Basispunkte anheben wird - auf das Niveau von vor dem 11. September. In der Eurozone seien ab dem zweiten Halbjahr ebenfalls Zinsschritte zu erwarten. Mit dem deutlichen Anstieg des Ölpreises sei das Inflationsgespenst wieder über das Börsenparkett gehuscht, ohne dass es aber konkrete Anhaltspunkte in diese Richtung gegeben hätte, so Rosen. In diesem "insgesamt heterogenen Bild" erhöht da BA-Asset Management zwar den Aktienanteil auf 45 Prozent, verzichtet auf Grund der "teilweise bereits ambitionierten Bewertungen" auf eine höhere Gewichtung. Renten werden mit 54 Prozent gewichtet, ein Prozent entfällt auf Cash.(APA)