Wirtschaft
Osteuropäische Staaten legen einen Gang zu
Wachstumsdynamik der Beitrittskandidaten nimmt zu - BIP-Wachstum von 2,5 Prozent erwartet
Wien - Die Wachstumsdynamik der EU-Beitrittskandidaten nimmt
wieder zu. Nur Polen hinkt hinter der Konjunkturentwicklung der
anderen osteuropäischen Länder nach, sagte Vize-Gouverneurin Gertrude
Tumpel-Gugerell bei der Präsentation der neuen Daten am Dienstag.
Für heuer rechnet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) für die
EU-Beitrittsländer mit einem Wachstum des realen
Bruttoinlandsprodukts von etwa 2,5 Prozent, was in etwa dem
vorjährigen BIP-Zuwachs entspricht. Für Polen wird jedoch heuer erneut mit einem niedrigen Wachstum
gerechnet (1,5 Prozent), für die anderen zentraleuropäischen
Beitrittsländern (Slowenien, Slowakei, Tschechische Republik, Ungarn)
geht die OeNB von einem BIP-Plus zwischen 3,2 und 3,5 Prozent aus.
Für Russland wird eine weitere Wachstumsabschwächung von 5,0 Prozent
im Vorjahr auf 3,5 Prozent im heurigen Jahr prognostiziert.
Beschleunigung des BIP-Wachstums 2003
Im kommenden Jahr 2003 soll es laut Prognosen der OeNB zu einer
markanten Beschleunigung des BIP-Wachstums in Polen (3,0 Prozent) und
Slowenien (4,7 Prozent) kommen. In der Slowakei, der Tschechischen
Republik und in Ungarn hingegen dürfte der Wachstumsimpuls 2003 dafür
genutzt werden, notwendige Korrekturmaßnahmen im Bereich der
Fiskalpolitik sowie der Lohnpolitik durchzuführen, so dass die
Beschleunigung des BIP-Wachstums etwas geringer ausfällt, der
BIP-Zuwachs aber dennoch 3,0 bis 4,0 Prozent erreichen dürfte.
Russland nähert sich den Angaben zufolge mit 4,3 Prozent wieder dem
Wachstumstempo des vergangenen Jahres an.
Maßgeblicher Faktor für das Wirtschaftswachstum in den
zentraleuropäischen Beitrittskandidaten werde auf Grund der hohen
Exportverflechtung mit der EU der erwartete Konjunkturaufschwung in
der Union sein. Sowohl die Zunahme bei den Nettoexporten als auch ein
Ansteigen von exportorientierten Investitionen werden die
Wirtschaftsentwicklung in dieser Region stärken, so die OeNB. Der
größte Unsicherheitsfaktor in dieser Einschätzung sei die künftige
Entwicklung des Ölpreises. Während ein Ansteigen des Ölpreises die
Perspektiven der zentraleuropäischen Beitrittsländer tendenziell
dämpfen würde, sollte dies das Wachstum des Ölexporteurs Russlands
begünstigen.
Österreich profitiert
Für Österreich, das innerhalb der EU mit Abstand den höchsten
Außenhandelsanteil mit dieser Region hat, gewinne die
Wirtschaftsentwicklung in den mittel- und osteuropäischen Staaten
zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 2000 flossen 13,5 Prozent der
österreichischen Exporte in diese Länder, der Anteil der Importe
betrug 10,0 Prozent.
Der hohe Anteil österreichischer Direktinvestitionen in den
Kandidatenländern (2001: Slowenien: 25,1 Prozent, Slowakei: 21,4
Prozent, Ungarn: 9,4 Prozent, Tschechische Republik: 8,5 Prozent,
Polen: 2,3 Prozent) zeige neben der hohen Anzahl der von
österreichischen Unternehmen kontrollierten Tochterfirmen (2000:
Slowenien: 569, Slowakei: 1.820, Ungarn: 2.250, Tschechische
Republik: 3.210, Polen: 850) die starke Wirtschaftsverflechtung
zwischen diesen Staaten und Österreich.(APA)