International
Papst: "Sexueller Missbrauch ist Verbrechen"
Johannes Paul II. äußert sich besorgt zu Skandal in US-Kirche: "Anzeichen einer schweren Krise, die die gesamte Gesellschaft betrifft"
Rom - Papst Johannes Paul II. hat sich am Dienstag
äußerst besorgt über Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester
geäußert. Es handele sich um "Anzeichen einer schweren Krise, die
nicht nur die Kirche, sondern die ganze Gesellschaft betrifft", sagte
der Papst zum Auftakt eines zweitägigen Gipfeltreffens mit
amerikanischen Kardinälen in Rom. Sexueller Missbrauch werde "von der
Gesellschaft zurecht als Verbrechen angesehen", sagte er. Im
religiösen Leben sei kein Platz für solche Verbrecher. Den Opfern und
ihren Angehörigen sprach Johannes Paul seine Solidarität und
Betroffenheit aus. Mehrere amerikanische Kardinäle nehmen an dem Treffen teil. Viele
Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester hatten in den vergangenen
Monaten die amerikanischen Kardinäle und Bischöfe in Bedrängnis
gebracht. Vor allem dem Kardinal von Boston, Bernard Francis Law,
wurde vorgeworfen, nicht entschieden genug gegen straffällige
Priester vorgegangen zu sein.
Medienberichten zufolge gibt es innerhalb der amerikanischen
Bischofskonferenz Forderungen nach einem Rücktritt Laws. Bei dem
Treffen könnten auch strenge Strafen für die beschuldigten Priester
beschlossen werden, die bis zur Rückversetzung in den Laienstand
gehen, hieß es in Rom. An dem bis Mittwoch dauernden Treffen, das der
Vatikan in der Vorwoche einberufen hatte, nehmen auch die Spitzen der
römischen Kurie teil, unter ihnen der Präfekt der
Glaubenskongregation, der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger.(APA/AP/dpa)