Telekom
"Der Kunde wird künftig nicht merken, ob er GSM, GPRS oder UMTS nutzt"
max.mobil und Siemens blicken in die UMTS-Zukunft - max.mobil überlegt auch Banklizenz und dreht an Roaminggebühren
An der Entwicklung der dritten Handygeneration UMTS
(Universal Mobile Telecommunications System) wird fieberhaft
gearbeitet. max.mobil
und
Siemens
haben am Dienstag verschiedene
Datendienste wie Reisebuchung, Kinoticketbestellung, Newsdienste und
Spiele innerhalb des gemeinsamen UMTS-Testnetzes vorgestellt. Noch
heuer will max.mobil den UMTS-Testbetrieb mit "friendly customers"
starten. Eine "kommerzielle Relevanz" werde UMTS aber erst ab 2004
bekommen, schätzt max.mobil-Vorstand Georg Pölzl.
"Der Kunde wird künftig nicht merken, ob
er GSM, GPRS oder UMTS nutzt"
"Wir wollen dem Kunden mit UMTS einen Mehrnutzen bieten und nicht
mit Technologien glänzen", begründet Pölzl den verhältnismäßig späten
UMTS-Start. Heuer und 2003 liege der Schwerpunkt auf neuen
Datendienste via GPRS (General Packet Radio System), der
UMTS-Vorstufe. Die meisten UMTS-Datendienste laufen auch über GPRS,
allerdings teilweise langsamer, betonte Pölzl. Der Übergang zu UMTS
werde schrittweise erfolgen. "Der Kunde wird künftig nicht merken, ob
er GSM, GPRS oder UMTS nutzt", meint Pölzl. Voraussetzung dafür sei
eine Angleichung der Tarife der verschiedenen Technologien. "Ich gehe
davon aus, dass UMTS ein ähnliches Pricing haben wird wie GPRS", so
Pölzl.
Drei Pricing-Modelle
Drei verschiedene Pricing-Modelle werde es künftig geben, nämlich
die Verrechnung nach Minuten - vorwiegend für Sprachdienste -, nach
Datenvolumen und nach Anwendungen - etwa bei Spielen -, erläuterte
Pölzl. Als künftige "Killerapplikation" sieht Pölzl "schnelle
Datendownloads" an.
"Die Senkung der Inlandstarife interessiert den Kunden
nicht mehr, das Thema ist ausgelutscht"
Für die Akzeptanz von Datendiensten sei die Tariftransparenz im
Ausland wesentlich. max.mobil wird im Zuge der Umbenennung auf
T-Mobile Austria übermorgen eine Senkung der Roamingtarife
ankündigen. "Die Senkung der Inlandstarife interessiert den Kunden
nicht mehr, das Thema ist ausgelutscht", kommentierte Pölzl die neuen
Tarifmodelle des Mitbewerbs. Handlungsbedarf gebe es hingegen bei den
Roaminggebühren: "Das Handy wird derzeit im Ausland kaum verwendet,
weil die Tarife zu teuer und zu intransparent sind", so Pölzl.
Netzbetreiber müssten daher künftig "einheitliche Tarife" in Europa
oder den USA anbieten.
Eine europaweite Vereinheitlichung müsste auch bei den
Zahlungslösungen via Handy passieren, bemerkte Pölzl. Durch einen
Schulterschluss der Branche müssten sich künftig "Industriestandards
bei Zahlungslösungen" herauskristallisieren, so Pölzl. Der britische
Mobilfunkkonzern Vodafone plane etwa derzeit gemeinsam mit der
Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, T-Mobile, eine Plattform für
das mobile Bezahlen per Handy. Die offene Plattform soll Ende 2002
zunächst in Großbritannien und Deutschland gestartet werden.
Unterschiede
Bei den nationalen rechtlichen Rahmenbedingungen werde es jedoch
weiterhin Unterschiede geben. Nach der Mobilkom Austria, die kürzlich
die Gründung der A1 Bank angekündigt hat, werde auch max.mobil früher
oder später um eine Bankkonzession nicht herumkommen, sagte Pölzl.
Für die derzeitigen Datendienste reiche die bestehende
bancomax-Lösung allerdings noch aus.
Keine Angst vor WLAN
Drahtlosen lokalen Netzwerke - sogenannte Wireless Lans (WLAN) -
fürchten max.mobil und Siemens als Konkurrenz nicht. WLAN werde nur
punktuell angeboten werden, könne UMTS aber teilweise sogar ergänzen,
meint Pölzl. "Für WLAN braucht es im Unterschied zu UMTS ein
Businessmodell", sagte Leiter des Bereichs Information &
Communication Mobile bei Siemens Österreich, Dietmar Appeltauer. (APA)