Brüssel - Die Aussichten für die weitere Entwicklung der Inflation in der Euro-Zone haben sich nach Einschätzung von EU-Währungskommissar Pedro Solbes jüngst etwas eingetrübt. "Die Aussichten für die Inflation sind derzeit nicht mehr so gut", sagte Solbes am Dienstag vor dem Europäischen Parlament. Er gehe aber nach wie vor von einer moderaten Teuerungsrate aus, die allerdings von der weiteren Entwicklung der Ölpreise und der Löhne abhänge. Zur Entwicklung der Konjunktur in der Euro-Zone äußerte er sich zuversichtlich. "Die Industrieproduktion ist ebenso wie das Verbrauchervertrauen auf dem Weg der Erholung", sagte Solbes. Im März waren die Verbraucherpreise im Währungsraum nach vorläufigen Berechnungen des Europäischen Statistikamtes Eurostat mit einem Plus von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat überraschend stark gestiegen. "Haushalte in Ordnung bringen" Die EU-Kommission hat Frankreich, Deutschland, Italien und Portugal nachdrücklich ermahnt, mit dem beginnenden Aufschwung die Haushalte bis 2004 in Ordnung bringen. "Zunächst war 2002 der Termin, 2004 ist schon eine Verlängerung", warnte Solbes. Solbes wandte sich damit indirekt gegen Bestrebungen in Frankreich, das Haushaltsziel des Stabilitäts- und Wachstumspaktes aufzuweichen. Der um seine Wiederwahl kämpfende französische Staatspräsident Jacques Chirac hatte laut Medienberichten gesagt, die Vorschrift zum Haushaltsausgleich sei "kein Befehl"; er hatte stattdessen den Termin 2007 in Aussicht gestellt. Deutschland hatte der EU im Februar zugesagt, den deutschen Gesamthaushalt bis 2004 "nahezu auszugleichen", und damit einen Blauen Brief aus Brüssel abgewendet. Für Deutschland erwartet die Kommission für das laufende Jahr ein Defizit von 2,7 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Auch Italien und Portugal haben weiterhin Probleme mit der Neuverschuldung. Konjunkturprognose Die Kommission will am 24. April ihre Frühjahrs-Konjunkturprognose vorlegen. Solbes rechnet im laufenden Jahr in der EU mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 1,5 Prozent. Er sagte, die Wirtschaftsentwicklung in den USA laufe besser als zunächst erwartet. Dagegen entwickle sich die Inflation in der Euro-Zone schlechter als vorhergesehen. Die Inflationsrate in der Euro-Zone hatte im März nach Schätzungen 2,5 Prozent betragen. (APA/Reuters/dpa)