Rom - Die italienische Mitte-Rechts-Regierung von Silvio Berlusconi hat am Dienstag angesichts des achtstündigen Generalstreiks Gelassenheit demonstriert. "Die Regierung respektiert die Gewerkschaften, fürchtet sie aber nicht. Die Epoche, in der ein Generalstreik die Generalprobe für die Revolution war, ist zu Ende", sagte Europaminister Rocco Buttiglione. Er unterstrich, dass Berlusconi bei den Parlamentswahlen im Mai 2001 eine überwältigende Mehrheit erhalten habe, die ihm das Recht sichere, seine wirtschaftspolitische Reformen über die Bühne zu bringen. "Wir müssen noch diese Woche wieder an den Verhandlungstisch zurück. Der Arbeitsmarkt benötigt dringend Reformen", sagte Buttiglione. Seine Ansicht teilte auch Vizepremier Gianfranco Fini von der postfaschistischen Nationalallianz. Er rief die Gewerkschaften auf, nach dem Protest wieder moderatere Töne anzuschlagen, um die Fortsetzung des Dialogs zwischen Kabinett und Sozialpartnern zu ermöglichen. Die Regierung werde jedenfalls auf die notwendigen Reformen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarkts nicht verzichten. "Rein politischer Streik" Der Chef der rechtspopulistischen Lega Nord und Reformenminister Umberto Bossi beschuldigte die Gewerkschaften, einen reinen politischen Streik organisiert zu haben, dessen eigentliches Ziel Berlusconis Sturz sei. "Die Gewerkschaften haben das Recht zu streiken, weil Italien eine Demokratie ist. Die Arbeitnehmerverbände hetzen aber zu einem Kampf auf, der sich hauptsächlich gegen die Interessen der Jugendlichen richtet. Die von Berlusconi vorangetrieben Reformen sollen den Arbeitsmarkt flexibilisieren, was die Schaffung neuer Arbeitsplätze ermöglichen wird", sagte Bossi. Nicht nur der Beschäftigungsmarkt, sondern auch die Rentenreform sei in einem Land mit der weltweit ältesten Bevölkerung ein Muss. "Nur mit Verhandlungen kann man die Probleme eines Landes lösen, das immer reicher aber immer älter wird", meinte Bossi. (APA)