Österreichische Mieter und Wohnungssuchende sind bei befristeten Mietverträgen wesentlich schlechter gestellt als ihre deutschen Nachbarn. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Arbeiterkammer (AK) in Auftrag gegebene Studie der Universität Salzburg.In Deutschland müsse der Vermieter die Befristung generell im Mietvertrag begründen. Gesetzlich definierte Gründe seien etwa der Eigenbedarf des Mieters oder eine absehbare Sanierung. Außerdem hätten in Deutschland auch Mieter von Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern Kündigungsschutz, so Studienautor Helmut Böhm. In Österreich gebe es für Mieter solcher Wohnungen seit der am 1. Jänner in Kraft getretenen Mietrechtsnovelle weder Befristungsregeln noch Kündigungsschutz. Die betroffenen 150.000 Mieter seien damit praktisch "vogelfrei". Diese Verschlechterung sei die jüngste in einer ganzen Reihe von Novellen gegen die Mieter, kritisierte AK-Wohnrechtsexperte Franz Köppl. So sei bereits 1994 die Befristungsmöglichkeit für alle Mietwohnungen eingeführt worden, 1997 die unbegründete Befristung von drei auf zehn Jahre ausgedehnt worden. Seit 2000 könne bei allen Wohnungsmieten eine beliebige Höchstdauer vereinbart werden. Diese Regelungen hätten dazu geführt, dass die Zahl der Befristungen ständig angestiegen sei. Heute würden bereits zwei Drittel der Mietverträge im privaten Bereich befristet abgeschlossen. Die AK erneuerte daher ihre Forderung nach einer Verbesserung der Rechtssituation für Mieter. Unbegründete Befristungen sollten aus dem Mietrecht gestrichen werden, befristete Mietverträge künftig nur mehr bei Eigenbedarf, bei geplanten Sanierungen oder bei Dienstwohnungen möglich sein. Dadurch würden sich die Befristungen von derzeit etwa 50.000 pro Jahr mehr als halbieren, sagte Köppl. Der Verband der Immobilientreuhänder lehnt diese Forderungen ab. Diese würden zu höheren Leerstandsquoten und einer künstlichen Verknappung führen, sagte Geschäftsführer Anton Holzapfel. Vermieter würden es sich "zweimal überlegen, ob sie die Wohnung vermieten und den Mieter später nicht mehr hinausbringen". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.04.2002, zwi)